Therapiedecken / Gewichtsdecken: Können sie bei Schlafstörungen helfen?

Zuletzt aktualisiert am 22. Februar 2023 von Dr. med. Andrea Weidemann

Immer öfter werden im Handel Gewichtsdecken, auch Therapiedecken genannt, angeboten. Sie sollen beruhigend, sowie entspannend wirken und dadurch für einen ruhigen Schlaf sorgen. Was Therapiedecken bewirken und ob sie halten, was die Hersteller versprechen, wird nachfolgend genau erklärt.

  • Therapiedecken, auch bekannt als Gewichtsdecken, sind eine Art von Decke, die dazu verwendet wird, eine tiefere, ruhigere und beruhigende Schlafumgebung zu schaffen.
  • Die Decke ist gefüllt mit winzigen, nicht-toxischen Glasperlen oder Kunststoffgranulat, die gleichmäßig über die Decke verteilt sind und ein zusätzliches Gewicht bieten.
  • Das zusätzliche Gewicht der Decke soll ein Gefühl von Geborgenheit und Sicherheit vermitteln, das den Körper beruhigt und entspannt, was zu einem besseren Schlaf führen kann.
  • Therapiedecken können bei Personen mit Schlafstörungen, Angstzuständen, Autismus, ADHS und sensorischer Verarbeitungsstörung eingesetzt werden.
  • Die Decken sind in verschiedenen Größen, Gewichten und Stoffen erhältlich und können an die individuellen Bedürfnisse des Benutzers angepasst werden.
  • Die Verwendung von Therapiedecken kann bei einigen Personen zu einer besseren Schlafqualität, Verringerung von Angstzuständen und Stress, Verbesserung der Aufmerksamkeit und Verringerung von sensorischen Empfindlichkeiten führen.
  • Es ist wichtig zu beachten, dass Therapiedecken nicht für jeden geeignet sind, insbesondere für Personen mit bestimmten gesundheitlichen Bedingungen wie Asthma, COPD (Lungenerkrankung), Rückenschmerzen oder Schlafapnoe.
  • Es ist auch wichtig, dass die Decke korrekt und sicher verwendet wird und dass das Gewicht der Decke angemessen ist.
  • Es gibt begrenzte wissenschaftliche Forschungsergebnisse zu Therapiedecken, aber viele Benutzer berichten von positiven Erfahrungen.
  • Bevor man eine Therapiedecke kauft, ist es ratsam, mit einem Arzt zu sprechen, um sicherzustellen, dass sie für den individuellen Gebrauch geeignet ist und um sicherzustellen, dass keine unerwünschten Nebenwirkungen auftreten.

Was ist eine Gewichtsdecke?

Gewichtsdecken werden auch als Therapiedecken bezeichnet, da sie eine therapeutische Wirkung auf den menschlichen Organismus haben sollen. Noch vor einigen Jahren sollten Bettdecken so leicht wie möglich sein, um einen ruhigen Schlaf zu fördern. Mittlerweile stehen leichte Bettdecken in Konkurrenz mit Gewichtsdecken, die über ein Gewicht zwischen 6 und 12 Kilogramm verfügen. Sie sollen den Nutzern im Schlaf das Gefühl vermitteln, “in den Arm genommen, zu werden”.

Durch dieses Empfinden soll nicht nur ein wohliges Gefühl entstehen, sondern auch das Sicherheitsempfinden gesteigert werden. Viele Menschen, die unter Verspannungen leiden, können sich unter einer Gewichtsdecke schneller entspannen und daher besser einschlafen. Der therapeutische Nutzen einer Gewichtsdecke soll von dem gesteigerten Gewicht kommen. Dieses ist nicht punktuell spürbar, da es mithilfe der Therapiedecke über den gesamten Körper gleichmäßig aufgelegt wird.

Eine Therapiedecke soll nach Angaben der Hersteller nicht nur den Körper entspannen, sondern auch den Geist. Der ruhige Schlaf, den eine Gewichtsdecke laut Herstellerangaben bietet, ist auf eine erhöhte Serotonin-Ausschüttung, zurückzuführen. Die vermehrte Ausschüttung des Glückshormons erfolgt aufgrund einer Entspannung durch Tiefendruck. Das Serotonin ist für die Bildung des Hormons Melatonin förderlich. Melatonin ermöglicht schnelleres Einschlafen und sorgt für einen ausdauernden, ruhigen Schlaf.

Wie kann die passende Gewichtsdecke gefunden werden?

Das Gewicht einer Therapiedecke richtet sich nach dem Körpergewicht der Verwender. Das Gewicht der Gewichtsdecke entspricht im besten Fall laut den Angaben zahlreicher Hersteller und Therapeuten etwa 10 Prozent von dem Körpergewicht des / der Schläfer / in. Eine zu leichte Therapiedecke kann den gewünschten Effekt nicht im vollen Umfang bieten. Eine zu schwere Gewichtsdecke kann schnell als unangenehm empfunden werden.

Wie wirkt eine Therapiedecke

Viele Menschen leiden unter einem sehr unruhigen Schlaf. Das gesteigerte Gewicht einer Gewichtsdecke kann nicht nur die Hormonbildung von Glücks- und Schlafhormonen steigern. Es kann auch verhindern, dass sich die Schläfer im Schlaf häufig von einer Seite auf die andere drehen. Durch diesen Effekt ist eine Verlängerung der Tiefschlafphase möglich, sodass die Schlafqualität gesteigert wird.

Welche Vorteile kann eine Therapiedecke bieten?

Durch den Druck, den eine Gewichtsdecke auf den Körper der Schlafenden ausübt, werden sowohl die Muskeln und Sehnen, als auch das Nervensystem entspannt. Es kann dadurch zu folgenden Vorteilen kommen:

  • eine gesteigerte Schlafqualität
  • Linderung von Schmerzen
  • längere Tiefschlafzeiten
  • Reduzierung von Angst- und Depressionssymptomen

Um eine Drucktherapie mithilfe einer Gewichtsdecke über Nacht, im Schlaf durchführen zu können, muss kein Therapeut bemüht werden. Der Druck, der durch das Gewicht der Therapiedecke aufgebaut wird, ist vollkommen ausreichend.

Gibt es Alternativen zu Gewichtsdecken?

Die Wirkung einer tiefen Druckstimulation ist schon seit längerer Zeit bekannt und wurde mithilfe von Studien erforscht. Bei diesen Forschungen wurden psychiatrische Assistenzhunde und Gewichtswesten verwendet. Sie wirken nach dem gleichen Prinzip, wie eine Gewichtsdecke, die eine tiefe Druckstimulation bei den Probanden erzeugt.

Woher kommt das Gewicht einer Therapiedecke?

Eine Gewichtsdecke fühlt sich von außen genauso kuschelig weich an, wie eine herkömmliche Bettdecke. Kleine Perlen aus Glas (bei günstigen Decken auch aus Kunststoff), sind im Inneren der Decke vernäht und für das Gewicht verantwortlich. Aufgrund der sicheren Vernähung können die Glasperlen im Inneren weder beim Schlafen, noch beim Waschen der Decke verrutschen. Die meisten Hersteller achten auf eine hochwertige Verarbeitung. Gewichtsdecken sind in den meisten Fällen maschinenwaschbar und können im Trockner getrocknet werden. Sie sind daher auch für Allergiker geeignet.

Was kosten Gewichtsdecken?

Die Kosten einer Therapiedecke richten sich nicht nur nach der Größe und dem Gewicht, sondern auch nach der Ausführung. Die Kosten belaufen sich je nach Modell und Hersteller ca. zwischen 60 und 250 Euro. Gewichtsdecken werden in den Normgrößen im Handel angeboten, die auch bei herkömmlichen Bettdecken üblich sind. Die Verwendung handelsüblicher Bettwäsche ist uneingeschränkt möglich.

Wer kann von einer Gewichtsdecke profitieren?

Forscher haben herausgefunden, dass Gewichtsdecken besonders lindernd auf emotionale und körperliche Symptome wirken. Für Menschen, die unter nachfolgenden Erkrankungen leiden, können von einer Gewichtsdecke profitieren:

  • Angst und Angstzuständen allgemein
  • Panikattacken
  • erhöhter Herzfrequenz
  • autonomer Erregung
  • Stress und Rastlosigkeit
  • innere Unruhe
  • Autismus
  • Asperger-Syndrom
  • ADHS
  • Demenz, Parkinson und Alzheimer
  • ADD
  • Überlastungssyndrome
  • Schlafproblemen, auch in Abhängigkeit mit Schlafmitteln

Nicht nur bei Erwachsenen, sondern auch bei Kindern konnten Forscher die positive Wirkung von Gewichtsdecken auf die Probanden feststellen. Schlafstörungen bei Kindern mit Autismus wurden nachweisbar gemindert werden.

Im Jahr 2014 zeigte eine Studie die positive Wirkung von Gewichtswesten bei der Verwendung in ADHS-Therapien auf. Sie haben zu einer Verminderung von hyperaktiven Bewegungen und einer Steigerung der Aufmerksamkeit der Probanden geführt. Es werden weitere Forschungen auf diesem Gebiet bis zum heutigen Tag fortgeführt.

Wer in der Nacht unter Panikattacken, Herzrasen und psychosomatischen Atemproblemen leidet, kann guter Hoffnung sein, dass eine Gewichtsdecke diese Symptome mindert.

Für wen ist eine Gewichtsdecke ungeeignet?

Eine Gewichtsdecke oder Therapiedecke ist möglicherweise ungeeignet für Personen, die an bestimmten Erkrankungen oder Gesundheitsproblemen leiden, wie zum Beispiel:

  • Atemprobleme, wie z.B. Schlafapnoe
  • Herz-Kreislauf-Erkrankungen, wie z.B. Hypotonie oder Herzinsuffizienz
  • Schwierigkeiten bei der Regulierung der Körpertemperatur, wie z.B. bei Fieber oder Hitzewallungen
  • Verletzungen, Schmerzen oder Druckempfindlichkeit
  • Einschränkungen bei der Beweglichkeit oder Mobilität, die das Anbringen oder Entfernen der Decke erschweren könnten
  • Unfähigkeit, die Decke alleine anzuheben oder sich aus ihr zu befreien
  • Schwierigkeiten bei der Wahrnehmung von Reizen oder Sensorik
  • Chronische Rückenleiden

Viele Menschen können im Schlaf kein Gewicht auf dem Körper ertragen. Sie fühlen sich nur unter leichten Decken wohl. Der Druck einer schweren Therapiedecke wirkt auf die meisten Probanden beruhigend und entspannend. Andere Menschen empfinden das Gewicht eher als belastend und unangenehm. Vor allem an heißen Sommertagen kann das Gewicht einer Gewichtsdecke zusätzlich wärmend wirken. Es ist daher von entscheidender Wichtigkeit, dass das Gewicht einer Therapiedecke nicht nur den durchschnittlichen 10 Prozent des Körpergewichts entspricht, sondern auch zu den persönlichen Empfindungen passt. Ansonsten wird die Therapiedecke als unangenehm empfunden und ist für einen therapeutischen Einsatz ungeeignet.

Wie kann die Wirkung einer Gewichtsdecke bereits vor einem Kauf getestet werden?

Viele Menschen, die unter Schlafproblemen leiden, sind stets auf der Suche nach Hilfsmitteln, die die Schlafqualität verbessern können. Es müssen nicht immer Schlaftabletten und Kräutertees sein, die für die gewünschte Ruhe sorgen. Um die Wirkung einer Gewichtsdecke vor einem Kauf zu testen, können mehrere Decken in einen Bettbezug gezogen und gewogen werden. Nach einer Probenacht kann bereits ein erstes Fazit gezogen werden. Für Menschen mit Schlafproblemen ist schnell erkennbar, ob sich die Schlafqualität aufgrund einer schweren Decke verbessert oder verschlechtert hat. Sollte die Wirkung der Wolldecken im Bettbezug als angenehm empfunden worden sein, kann über die Anschaffung einer passenden Gewichtsdecke nachgedacht werden.

Was gibt es bei der Verwendung von Gewichtsdecken, zu beachten?

Nicht für alle Menschen, die unter Schlafstörungen leiden, ist die Anschaffung einer Gewichtsdecke ohne Risiko. Kinder sollten erst dann unter einer Gewichtsdecke schlafen, wenn sie körperlich dazu in der Lage sind, die Decke selbstständig vom Körper heben zu können. Therapeuten raten zu einer Alternative, wenn die Decke für ein Kind wirksam, aber recht schwer ist. Die Eltern sollten das Kind beim Einschlafen beobachten. Sobald das Kind eingeschlafen ist, kann dann die schwere Decke durch eine leichte Bettdecke ersetzt werden. Bei älteren, kräftigen Kindern ist dieses Procedere nicht mehr notwendig.

Wann ärztlicher Rat eingeholt werden sollte

Menschen, die unter Skoliose oder Diabetes Typ 2 (fortgeschrittenes Stadium) leiden, wird angeraten, vor der Anschaffung einer Gewichtsdecke, den Hausarzt, zu konsultieren. Wer unter niedrigem Blutdruck oder einem schwachen Kreislauf leidet, ebenfalls. Wer eine Gewichtsdecke verwendet, muss diese immer aus eigener Kraft problemlos vom Körper entfernen können, ohne dabei auf fremde Hilfe angewiesen zu sein. Es ist nicht immer notwendig, das maximal mögliche Gewicht einer Therapiedecke zu wählen, um die beste Wirkung auf die Schlafqualität zu erreichen. Je nach persönlichem Empfinden kann auch eine leichtere Gewichtsdecke gewählt werden, die den Schlaf im Gegensatz zu einer herkömmlichen Bettdecke verbessert. Ein eventuelles Gefahrenpotenzial, das eine zu schwere Therapiedecke mit sich bringen kann, wird dadurch gemindert.

Was kann die Wirkung einer Gewichtsdecke unterstützen?

Es gibt zusätzlich zu einer Gewichtsdecke zahlreiche Möglichkeiten, die persönliche Schlafqualität, steigern zu können. Dazu gehören:

Angenehme Gerüche

Duftkerzen, Duftlampen oder Weihrauch können das Stresspotenzial vieler Menschen senken. Die angenehmen Düfte können bei Bedarf mit einem abendlichen, warmen Wannenbad kombiniert werden.

Ordnung steigert die Entspannung

Das Schlafzimmer oder der persönliche Schlafbereich wirkt beruhigender, wenn er stets ordentlich aufgeräumt ist. Menschen, die im Chaos schlafen, können sich nur schlecht entspannen.

Elektronische Geräte sind tabu

Im Schlafzimmer verhindern nachweislich elektronische Geräte, wie Radios, Fernseher und Smartphones die notwendige Entspannung. Es ist daher wichtig, dass sich derartige Elektrogeräte in anderen Räumen befinden.

Eine harmonische Raumgestaltung

Jeder Mensch hat andere Vorstellungen, wenn es um eine harmonische Raumgestaltung geht. Im Schlafzimmer ist diese besonders wichtig. Vorteilhaft ist es, wenn die Wand-, Decken- und Bodengestaltung perfekt aufeinander abgestimmt sind, ebenfalls in Bezug auf die Farbwahl.

Die richtige Schlaftemperatur

Niemand möchte im Schlaf frieren, dennoch fördern überhitzte Schlafräume keinen entspannten Schlaf. Eine Schlafzimmertemperatur von 17 Grad Celsius wird von den meisten Menschen als angenehm empfunden. Ratsam ist, dass vor dem Schlafen das Schlafzimmer gründlich gelüftet wird.

Lesen Sie hier ausführlich über die richtige Schlafhygiene.

Wie verhalten sich Gewichtsdecken in einem Bettbezug?

Gewichtsdecken passen zwar aufgrund ihrer Normgröße in handelsübliche Bettbezüge. Aufgrund des Gewichts verrutschen sie schnell im Bezug. Einige Hersteller bieten daher Therapiedecken an, die bereits mit Knopflöchern versehen sind. Diese ermöglichen nach dem Beziehen eine feste Knopfverbindung mit dem Bettbezug. Im Zweifelsfall müssen die dafür notwendigen Knöpfe nachträglich an den Bettbezug genäht werden.

Wie ist die Studienlage zu Therapiedecken?

Es gibt einige Studien, die die Wirksamkeit von Gewichtsdecken untersucht haben. Einige dieser Studien haben vielversprechende Ergebnisse gezeigt, während andere keine signifikanten Unterschiede festgestellt haben.

Insbesondere bei Kinder mit Aufmerksamkeitsdefizit-Hyperaktivitätsstörung (ADHS) oder Autismus-Spektrum-Störung (ASD) sowie Personen mit Altersdemenz gibt es Studien mit positiven Ergebnissen.

Die Studienlage ist insgesamt jedoch noch begrenzt und es bedarf weiterer Forschung, um die Wirksamkeit und potenziellen Vorteile von Gewichtsdecken bei verschiedenen Zuständen und Störungen besser zu verstehen.

Fazit

Die positive Wirkung von Gewichtsdecken auf die Schlafqualität konnten bisher zahlreiche Menschen selbst erfahren. Die Decken können nicht nur als praktische Einschlafhilfe fungieren, sondern auch für einen erholsameren Schlaf sorgen. Dafür ist der Tiefendruck verantwortlich, der sich aufgrund des gesteigerten Gewichts einer Gewichtsdecke ergibt. In der Regel gibt es keine Risiken, die die Anschaffung einer Therapiedecke infrage stellen. Lediglich die oben erwähnten Ausnahmepersonen, sollten vor einem geplanten Kauf einer Gewichtsdecke mit dem behandelnden Arzt Rücksprache halten. Es ergibt sich im Laufe der Zeit keine körperliche Gewöhnung an das Gewicht, durch die die Wirkung der Therapiedecke eingeschränkt würde.

Quellen