Zuletzt aktualisiert am 22. Februar 2023 von Dr. med. Andrea Weidemann
- Beta Sitosterol wurde schon im Jahr 1897 entdeckt und kommt in verschiedenen Pflanzen vor
- Hauptlieferanten sind Öle, Samen oder Nüsse oder Nahrungsergänzungsmittel
- Beta-Sitosterol hat aufgrund seiner strukturellen Ähnlichkeit mit Cholesterin eine cholesterinsenkende Wirkung und kann helfen, das Risiko von Herzerkrankungen zu reduzieren.
- Es kann auch zur Behandlung von Prostatabeschwerden wie gutartiger Prostatahyperplasie (BPH) eingesetzt werden, da es die Größe der Prostata reduzieren und die Symptome wie häufigen Harndrang lindern kann.
- Beta-Sitosterol kann auch eine entzündungshemmende Wirkung haben, die bei der Behandlung von Erkrankungen wie Arthritis und entzündlichen Darmerkrankungen von Vorteil sein kann.
- Es kann auch das Immunsystem stärken und dazu beitragen, Infektionen zu verhindern oder zu behandeln.
- Beta-Sitosterol wird als Nahrungsergänzungsmittel in Form von Kapseln, Tabletten oder als Bestandteil von funktionellen Lebensmitteln angeboten.
- Es ist in der Regel sicher und hat wenige Nebenwirkungen, jedoch kann es in seltenen Fällen allergische Reaktionen hervorrufen.
- Es kann mit bestimmten Medikamenten wie Cholesterinsenkern und Blutverdünnern interagieren, weshalb es wichtig ist, vor der Einnahme mit einem Arzt zu sprechen.
- Obwohl die Forschungsergebnisse gemischt sind und weitere Studien erforderlich sind, scheint Beta-Sitosterol vielversprechende gesundheitliche Vorteile zu bieten und kann als Teil eines gesunden Lebensstils von Nutzen sein.
Viele Menschen in Deutschland haben einen erhöhten Cholesterinspiegel. Zur Senkung tragen zum Beispiel der Verzicht auf Tabak, wenig Alkohol, Gewichtsreduktion und eine regelmäßige Bewegung bei. Auch eine gute Ernährung und die Verwendung verschiedener Nahrungsergänzungen tragen dazu bei, dass sich der LDL-Cholesterinspiegel in einem gesunden Bereich befindet. Viele gesunde Lebensmittel enthalten die cholesterinsenkende Verbindung Beta Sitosterol. Wissenschaftliche Beweise, die von der US-amerikanischen Food and Drug Administration (FDA) bestätigt sind, tragen dazu bei, dass das Pflanzensterin das Risiko, an einer koronaren Herzerkrankung zu erkranken, verringern werden kann.
Wann wurde Beta Sitosterol entdeckt?
Entdeckt wurde Beta Sitosterol im Jahr 1897 von Richard Burian. Der Gründer des Instituts für medizinische Physiologie in Belgrad benannte den isolierten, mit Cholesterin isomeren Alkohol als Sitosterin (englisch Sitosterol). Die Bezeichnung “Sitos” entspricht der Herkunft und bedeutet aus dem Griechischen übersetzt Getreide. Der amerikanische Biochemiker Rudolph John Anderson stellte in späteren Untersuchungen fest, dass das von Burian entdeckte Sitosterin aus fünf verschiedenen Komponenten besteht. Dies waren im einzelnen Alpha-, Beta- und Gamma-Sitosterin sowie Stigmasterin und Sitostanol. Im Jahr 1926 konnte Anderson das erste Mal reines Beta Sitosterol aus Maiskeimöl isolieren. In späteren Untersuchungen wurde festgestellt, dass auch Andersons Beta Sitosterol aus drei Komponenten besteht und ein Gemisch darstellt. Dank der Entdeckung und Isolierung wurde das Beta Sitosterol danach auch in vielen verschiedenen Pflanzenölen nachgewiesen.
Was ist Beta Sitosterol und wo kommt es vor?
Das Pflanzensterin Beta Sitosterol ist eine natürliche Verbindung, die zum Beispiel in Avocados (Persea americana), Kürbissamen (Curcurbita pepo), Prunus africana (Pygeum africanum), Sanddorn (Hippophaë rhamnoides), Gojifrüchten, Cashewnüssen und Reiskleie vorkommt. Auch in Weizenkeimöl, Maiskeimöl, Roggenkeimöl, Baumwollsamenöl und in Sojaöl ist die wertvolle Verbindung enthalten. Die höchsten Konzentrationen finden sich in:
- Cherimoya-Samen (10.000-14.000 ppm)
- Weißdorn-Blüten und -Blätter (6.000-7800 ppm)
- echter Schwarzkümmel-Samen (3.218 ppm)
- Nachtkerzen-Samen (1.186-2.528 ppm)
- Salbei-Blätter (2.450 ppm)
- Maulbeere (2.000 ppm in den Blättern)
In geringeren Mengen kommt das Pflanzensterin in vielen weiteren Pflanzen vor. Dadurch kann Beta Sitosterol dem Körper mit einer gesunden Ernährung zugeführt werden.
Welche Vorteile hat Beta Sitosterol?
Den größten Effekt haben Nahrungsmittel oder Nahrungsergänzungen, die Beta Sitosterol enthalten, bei der Senkung und Absorption von Cholesterin im Darm. Die Verringerung des für den Körper “schlechten” LDL-Cholesterin senkt das Risiko an koronaren Herzerkrankungen, die mit einer Atherosklerose verbunden sind, zu senken. Viele Studien beweisen heutzutage, dass Menschen, die sich mit weniger Gesamtfett, pflanzlichen Lebensmitteln und ausreichend Ballaststoffen ernähren, einen niedrigeren Gesamtcholesterin- und LDL-Cholesterinspiegel im Blut haben. Damit sich der Cholesterinspiegel auf ein optimales Niveau absenkt, darf das tägliche Training nicht außer acht gelassen werden.
Bei Männern, die eine gutartige Prostatahyperplasie haben, wird Beta Sitosterol ebenfalls empfohlen. Diese Vergrößerung der Prostata sorgt bei Männern für Probleme beim Wasserlassen. Sie verlieren die Kontrolle oder müssen häufiger zur Toilette. Verursacht wird der schwer kontrollierbare Harndrang durch Schwellungen und Entzündungen in der Prostata. Viele Ärzte sind der Meinung, dass Beta Sitosterol für den Rückgang der Schwellungen sorgt, indem es sich an die Prostata bindet. Diese These der Ärzte ist allerdings noch nicht wissenschaftlich bestätigt. Auch die Funktion und der Mechanismus sind nicht vollständig erforscht. Es ist nur bekannt, dass die Einnahme des Pflanzensterins eine entzündungshemmende Wirkung in der Prostata hat. Nach einem Cochrane-Review aus dem Jahr 2000 haben Wissenschaftler zusätzlich die Erkenntnis gewonnen, dass sich Beta Sitosterol positiv auf die Durchflussmengen auswirkt. Die Vergrößerung der Prostata geht allerdings nicht zurück.
In neueren Studien gibt es Hinweise darauf, dass Beta Sitosterol in der Lage sein könnte, das Wachstum bestimmter menschlicher Krebszellen zu hemmen. Dazu zählen zum Beispiel Krebszellen, die maßgeblich an der Entstehung von Brustkrebs oder Dickdarmkrebs beitragen. Allerdings wird das Beta Sitosterol bisher nicht zur Behandlung von Krebserkrankungen eingesetzt. Der Einsatz des Pflanzensterins erfolgt als Ergänzung zu anderen Medikamenten und bei verschiedenen Behandlungsmethoden. Bei der Untersuchung von Sportlern, die sich intensiv bewegen und auf eine gesunde Ernährung achten, gibt es mittlerweile auch schon Beweise, dass sich die Einnahme von Beta Sitosterol positiv auswirkt und das Immunsystem gestärkt wird.
Hat Beta Sitosterol Nebenwirkungen?
Wird Beta Sitosterol aus Lebensmitteln mit der Nahrung aufgenommen, gilt es im Grunde genommen als sicher. Bei der Einnahme als Nahrungsergänzung ist es möglich, dass bei manchen Menschen Nebenwirkungen auftreten. Dazu zählen zum Beispiel:
- Übelkeit und Brechreiz
- Durchfall oder Verstopfung
- Veränderung des Cholesterinspiegels
- Erektionsstörungen
Wer nach der Einnahme von Nahrungsergänzungsmitteln mit Beta Sitosterol an Nebenwirkungen leidet, sollte seinen Hausarzt konsultieren. Gleiches gilt für Personen, die Medikamente zur Senkung des Cholesterinspiegels einnehmen. Das in den Nahrungsergänzungsmitteln enthaltene Pflanzensterin kann die Wirkungsweise von cholesterinsenkenden Medikamenten verändern. Menschen, die an einer Fettstoffwechselerkrankung (Sitosterolämie) leiden, sollten Ergänzungen mit Beta Sitosterol ebenfalls meiden. Auch hier ist es wichtig, über Nahrungsergänzungen mit dem behandelnden Hausarzt zu sprechen.
Wie wird Beta Sitosterol dosiert?
Die Dosierung von Beta-Sitosterol hängt von verschiedenen Faktoren ab, wie zum Beispiel dem Alter, Geschlecht und Gesundheitszustand des Einzelnen. Es gibt jedoch keine offizielle empfohlene Tagesdosis für Beta-Sitosterol. Einige Studien haben jedoch empfohlen, täglich zwischen 60 und 1300 mg Beta-Sitosterol einzunehmen.
Die Einnahme kann über gesunde Lebensmittel wie beispielsweise Nüsse, Samen oder Öle erfolgen. Experten empfehlen zur Einnahme selbstverständlich regelmäßige Bewegung und Training. Mit der Einnahme von Nahrungsergänzungsmitteln lässt sich Beta Sitosterol einfach dosieren. Die Tabletten oder Kapseln enthalten in der Regel die gewünschte Tagesdosis oder einen Teil davon. Für Menschen mit der Fettstoffwechselstörung Hypercholesterinämie empfehlen Ärzte eine Dosis von etwa 200 mg pro Tag.
Es ist ratsam, vor der Einnahme von Beta-Sitosterol einen Arzt zu konsultieren, um die empfohlene Dosierung zu ermitteln.
Fazit
Beta-Sitosterol ist eine pflanzliche Verbindung, die in vielen natürlichen Quellen wie Obst, Gemüse und Nüssen vorkommt. In jüngerer Zeit hat es jedoch aufgrund seiner angeblichen gesundheitlichen Vorteile an Popularität gewonnen.
Eine Reihe von Studien hat gezeigt, dass Beta-Sitosterol entzündungshemmende, antioxidative und cholesterinsenkende Eigenschaften aufweist. Es kann auch bei der Behandlung von gutartiger Prostatavergrößerung (BPH) hilfreich sein, indem es die Symptome wie häufiges Wasserlassen und Harnverhaltung lindert.
Die Verbindung kann auch bei der Verbesserung der körperlichen Leistungsfähigkeit und der Muskelregeneration helfen, was es zu einem beliebten Nahrungsergänzungsmittel bei Sportlern und Fitness-Enthusiasten macht.
Obwohl Beta-Sitosterol allgemein als sicher angesehen wird, gibt es mögliche Nebenwirkungen wie Verdauungsprobleme und allergische Reaktionen. Es kann auch die Wirkung von Medikamenten beeinträchtigen, insbesondere von Blutverdünnern.
Zusammenfassend kann gesagt werden, dass Beta-Sitosterol aufgrund seiner entzündungshemmenden, antioxidativen und cholesterinsenkenden Eigenschaften sowie seiner potenziellen Vorteile bei der Behandlung von BPH und der Verbesserung der körperlichen Leistungsfähigkeit ein vielversprechendes Nahrungsergänzungsmittel ist. Es ist jedoch wichtig, es mit Vorsicht zu verwenden und gegebenenfalls Rücksprache mit einem Arzt zu halten, um mögliche Wechselwirkungen oder Nebenwirkungen zu vermeiden.
Quellen
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