Zuletzt aktualisiert am 9. Februar 2023 von Dr. med. Andrea Weidemann
Die Natur selbst bietet viele kraftvolle Heilmittel, welche die Selbstheilungskräfte des Körpers aktivieren und unterstützen können. Vitalpilze oder Heilpilze werden in vielen Kulturen auf der Welt seit Jahrhunderten oder gar Jahrtausenden eingesetzt. Bekannt dafür ist unter Anderem die traditionelle chinesische Medizin. Dort spielt die Mykotherapie, also die Therapie mit medizinisch wirksamen Pilzen, eine große Rolle. Hier werden die wichtigsten Heilpilze und ihre Wirkweisen vorgestellt.
Wie werden Vitalpilze eingesetzt?
Heilpilze werden meist getrocknet oder als Pulver vermahlen eingenommen. Wie genau die Mykotherapie abläuft und in welcher Dosierung die medizinischen Wirkpilze eingesetzt werden, ist individuell. Das richtet sich hauptsächlich nach dem persönlichen Anliegen beziehungsweise den gesundheitlichen Effekten, die erzielt werden sollen. In jedem Fall sollten Interessierte der Mykotherapie sich im Vorfeld ausführlich informieren und nur hochwertige, reine Pilze zu sich nehmen. Die Wirkung stellt sich meist nicht sofort ein. Wie lange es dauert, bis die Pilztherapie anschlägt, ist unterschiedlich.
Wichtig ist aber, dass die empfohlene Dosis nicht eigenmächtig überschritten wird! Denn obwohl allen genannten Vitalpilzen positive Eigenschaften zugeschrieben werden, kann sich dies durch eine Überdosis an Heilpilzen auch umkehren. Möglich sind dann etwa Vergiftungserscheinungen, die im schlimmsten Fall sogar bleibende Schäden hinterlassen können. Die Mykotherapie sollte daher immer von einem erfahrenen Therapeuten überwacht und begleitet werden!
Außerdem sollte beachtet werden, dass Heilpilze der Alternativen Medizin angehören. Deshalb dürfen keine Heilversprechen abgegeben werden.
1. Agaricus: Mandelpilz für das Immunsystem
Der Agaricus blazei murill, kurz ABM, auch Sonnenpilz oder Mandelpilz genannt, zählt zu den bekanntesten und wirkungsvollsten Heilpilzen überhaupt. Eine weitere Bezeichnung, unter welcher er sich finden lässt, ist Brasilianischer Mandel-Egerling. Er gehört zu der Familie der Champignons und wird in der Pilztherapie zum Beispiel Menschen mit Autoimmunerkrankungen empfohlen. Auch in der Krebstherapie spielt er eine Rolle. Er trägt zur Entgiftung des Körpers bei, außerdem werden ihm blutdrucksenkende und antithrombotische Wirkungen zugeschrieben.
2. Auricularia: Das Judasohr, ein natürlicher Blutverdünner
Das Judasohr, wie der Auricularia polytricha ebenfalls genannt wird, ist ein bekannter Heilpilz mit blutverdünnenden Eigenschaften. Seinen Namen hat er durch sein im entferntesten Sinne an eine Ohrmuschel erinnerndes Aussehen. Er kann optisch auch mit Mu-Err-Pilzen verglichen werden. In der Traditionellen Chinesischen Medizin wurde und wird er noch immer zur Unterstützung der Arterien und Venen eingesetzt. Außerdem wirkt er sich positiv auf den Magen-Darm-Trakt aus und unterstützt die Funktion der Schleimhäute.
3. Chaga / Tschaga: Vielfältige Anwendungsgebiete
Dem in den nördlichen Regionen wie Finnland und Sibirien beheimatete Schiefer Schillerporling oder Chaga, werden einige Effekte zugeschrieben. So wird er beispielsweise in der alternativen Krebstherapie eingesetzt. Er soll außerdem das Immunsystem stärken und sich positiv auf den Verdauungstrakt auswirken. Außerdem soll er den Stoffwechsel positiv beeinflussen. Im Versuch mit schwangeren Mäusen erwies sich der Chaga-Heilpilz zudem gegen Toxoplasmose als sinnvolle Unterstützung. Toxoplasmose kann in der Schwangerschaft zu schweren Fehlbildungen des ungeborenen Kindes führen und ist daher unter Schwangeren sehr gefürchtet.
4. Coprinus: Bei Blutzuckerschwankungen und zum Abnehmen
Der Coprinus comatus gilt unter Diabetikern als Unterstützer zur Stabilisierung des Blutzuckerspiegels. Bei Diabetes unterliegt der Blutzuckerspiegel mitunter sehr starken Schwankungen. Das kann weitere Krankheiten begünstigen und wirkt sich ebenso negativ auf das Herz-Kreislaufsystem aus. Hier kann der Coprinus Stabilität bringen, damit die Schwankungen nicht mehr so extrem ausfallen. Außerdem kurbelt er den Stoffwechsel an. Deshalb wird er gerne zur Unterstützung des Abnehmprozesses eingesetzt. Weiterhin kann sich der Vitalpilz zur Stärkung der Nerven, zur Vorbeugung von Polyneuropathie und Alzheimer bewähren.
5. Cordyceps: Mehr Kraft und Ausdauer
Cordyceps (auch Chinesische Raupenpilz) ist in der Traditionellen Chinesischen Medizin ein wichtiger Vitalpilz. Er wird in zahlreichen Therapien angewandt. Hauptsächlich kommt er zur Stärkung der Psyche zum Einsatz, darunter auch zur Unterstützung bei Depressionen, Stress und daraus resultierenden, körperlichen Symptomen. Darüber hinaus soll er beim Abnehmen unterstützen und sich positiv auf das Herz-Kreislaufsystem auswirken. Im Alter kann er zur Stärkung der Sehkraft eingesetzt werden. Auf die Nieren kann sich der Cordyceps ebenfalls positiv auswirken und als deren Unterstützung dienen.
6. Schmetterlingstramete (Coriolus): Gegen Infekte, Entzündungen und bei Tumortherapie
Die Schmetterlingstramete ist ein relativ neuer und zugleich alt bekannter Heilpilz. Erst in den 70er Jahren wurde er in die Ostasiatische Schulmedizin aufgenommen. In der Traditionellen Chinesischen Medizin ist er aber schon weitaus länger bekannt. Und selbst der berühmte Ötzi soll ihn auf seiner Reise durch die Alpen mitgenommen haben. Der Heilpilz Coriolus wird zur Bekämpfung von Infekten und Entzündungen eingesetzt. In Japan wird er im Rahmen der dortigen Schulmedizin zudem zur unterstützenden Begleitung bei der Behandlung von Tumoren empfohlen.
7. Enoki: Gleicht Blutdruckschwankungen aus und senkt Cholesterinwerte
Der weiße Enoki, auch als Schneepilz oder Gemeiner Sandfußrübling bekannt, ist nicht nur ein köstlicher Speisepilz, sondern ebenfalls ein bekannter Vitalpilz. In der Küche überzeugt er frisch mit seinem feinen, nussigen Geschmack. Als Heilpilz soll er sich zur Senkung des Cholesterins bewährt haben. Ebenso soll er dafür sorgen, dass sich der Blutdruck einpendelt und stärkere Schwankungen ausbleiben. Darüber hinaus sollen japanische Wissenschaftler festgestellt haben, dass die Krebsrate unter Enoki-Züchtern vergleichsweise niedrig ist. Deshalb wird dem Pilz eine positive Wirkung in der Krebsvorsorge zugeschrieben.
8. Hericium: Wunderpilz bei Demenz, Reizdarm und vielem mehr!
Hericium erinaceus (Igelstachelbart) ist in Japan ein fester Bestandteil in der Mykotherapie. Dort wird er hauptsächlich bei Problemen mit Reizdarm oder einem gereizten Magen eingesetzt. Bei chronischen Entzündungen und Geschwüren, auch im Magen-Darm-Trakt, soll er sich ebenfalls bewiesen haben. Doch auch seine Wirkung bei Demenz und Konzentrationsschwächen werden immer wieder betont. Generell ist der Hericium ein beliebter Vitalpilz, der auf vielfältige Weise wirken kann.
9. Maitake: Wirksam bei Lipödem, Durchfall, Fettstoffwechsel
Der Maitake (auch Klapperschwamm) ist in der Pilztherapie lange bekannt und soll verschiedene Wirkungsweisen entfalten können. Bei Übergewicht wird er zum Beispiel eingesetzt, um den Fettstoffwechsel in Gang zu bringen. Durchfallleiden soll er lindern, auch blutdrucksenkend soll er sich auswirken. Bewährt hat er sich in der Alternativmedizin außerdem bei Lipödem und Lymphödem. Seine Fettstoffwechsel anregenden Eigenschaften sollen sich auch hier beim Abtransport überschüssiger Wasser- und Lympheinlagerungen positiv auswirken.
10. Pleurotus: Reich an Vitaminen, natürliches Antibiotikum
Der Pleurotus ostreatus (Austernseitling) gilt in der Alternativen Medizin als natürliches Antibiotikum. Er wirkt sich entzündungshemmend aus und kann den Körper beim Genesungsprozess unterstützen. Gegen Herpes soll er sich beispielsweise schon häufig bewährt haben. Mit beteiligt an seiner Wirkweise ist sicherlich auch sein hoher Vitamingehalt. Darüber hinaus wird der Austernseitling bei Einschränkungen und Schmerzen im Bewegungsapparat und Arteriosklerose empfohlen. Bei eben solchen Beschwerden gilt er in der Alternativen Medizin als erste Wahl.
11. Polyporus: Natürliche Entwässerung bei Ödemen
Der Polyporus umbellatus wirkt sich entgiftend und entwässernd aus. Daher hilft er vor Allem bei Wassereinlagerungen, um diese sanft und auf natürliche Weise nach und nach zu reduzieren. Deshalb wirkt er sich positiv auf Blase und Nieren aus und unterstützt diese in ihrer Funktion. Daneben soll er für kräftige und schöne Haare und Nägel sorgen. Durch seine entwässernde Wirkung wird er in der Mykotherapie zur Behandlung bei Ödemen eingesetzt und dabei über längere Zeit in einer vorgeschriebenen Dosis konsumiert.
12. Reishi: Absolutes Allroundtalent
Der Reishi gilt als Allrounder unter den Vitalpilzen, denn ihm werden sehr vielfältige Eigenschaften zugewiesen. Gerade bei Entzündungen soll er sich immer wieder herausragend bewähren. Genauso ist seine entgiftende Wirkung in der Alternativen Medizin gefragt. Durch die Entgiftung werden zudem zahlreiche weitere körpereigene Prozesse und Funktionen sowie das Immunsystem gestärkt.
13. Shiitake: Stärkt das Immun- und Herz-Kreislaufsystem
Wer unter einem anfälligen beziehungsweise geschwächten Immunsystem leidet, dem wird in der Alternativen Mykotherapie zum Shiitake geraten. Dieser Pilz ist auch in der Küche sehr beliebt und Zutat vieler asiatischer Gerichte. Er soll das Herz-Kreislaufsystem stärken und zum Aufbau des Immunsystems beitragen. Damit soll er nachhaltig für eine geringere Infektanfälligkeit und damit mehr Vitalität sorgen.
14. Tremella: Vielfältige Wirkweisen
Der Tremella (Silberohr) hat sehr vielfältige Eigenschaften. Allein die Anwendungsliste in der Traditionellen Chinesischen Medizin umfasst einige Punkte. Darunter etwa die Behandlung von Ödemen, bei Herzproblemen, zur Vorbeugung von Thrombosen sowie zur Stärkung und Unterstützung der Nierenfunktion und Vieles mehr. Damit darf der Tremella in einer klassischen alternativmedizinischen Behandlung eigentlich kaum fehlen. Auch außerhalb der Traditionellen Chinesischen Medizin kommt das Silberohr immer wieder zum Einsatz.
15. Zunderschwamm: Beruhigende Wirkung auf den Magen
Probleme im Magen-Darm-Trakt können den Alltag und das gesamte Leben wesentlich beeinflussen. Der Zunderschwamm gilt hier als Beruhiger für den Magen. Er wirkt sich krampflösend aus und sorgt damit für nachhaltig mehr Lebensqualität. Eine gereizte Verdauung, etwa Reizdarm oder Durchfall, kann der Zunderschwamm beruhigen und wieder in Einklang bringen. In Magenbitter kommt er daher zum Beispiel häufig als Zutat vor.
Zusammenfassung
Heilpilze sind oftmals unterschätzt und können das Leben durchaus positiv verändern. Die Mykotherapie setzt auf natürliche Wirksamkeit mit der Kraft der Natur. Hier sind nur einige Vitalpilze und ihre Eigenschaften genannt. Viele der Pilze haben übrigens noch weitaus mehr zu bieten.