Ozontherapie – Heilender Sauerstoff?

Zuletzt aktualisiert am 13. Februar 2023 von Dr. med. Andrea Weidemann

Beim Wort Ozon denken viele zuerst an die Ozonschicht der Erdatmosphäre. Das eigentlich giftige Gas hat aber nicht nur etwa 30 Kilometer über dem Erdboden eine wertvolle Wirkung. Im medizinischen Bereich wird Ozon vielfach verwendet. Sowohl die Schulmedizin als auch die Komplementärmedizin schätzt die antibakteriellen, antifungiziden, antiviralen und antiinflammatorischen Effekte des Gases.

In der Schulmedizin kommt medizinisches Ozon etwa bei der Behandlung von Bandscheibenvorfällen zum Einsatz. Als alternatives Heilverfahren wird die Ozontherapie (häufig als Ozon-Sauerstoff-Therapie bezeichnet) zur topischen, subkutanen, intramuskulären, rektalen oder intravenösen Therapie zahlreicher chronischer Erkrankungen der Haut, Schleimhaut, des Bewegungsapparates sowie der inneren Organe verwendet.

Die Ozontherapie gilt als alternative Behandlungsmethode, die in vielen Bereichen eingesetzt wird. Von der Unterstützung des körpereigenen Abwehrsystems bis hin zur Verbesserung von Durchblutungsstörungen werden vielfältige gesundheitliche Vorteile der Ozontherapie zugeschrieben. Trotzdem ist sie in der Schulmedizin nach wie vor umstritten und es gibt kontroverse Meinungen über ihre Wirksamkeit. In diesem Artikel möchten wir einen umfassenden Überblick über die Ozontherapie geben und ihre möglichen Anwendungsbereiche, Wirkmechanismen sowie Risiken und Nebenwirkungen ausführlich erläutern.

Das Wichtigste in der Kurzübersicht

  • Ozontherapie ist eine alternativmedizinische Behandlung, die das Ozon-Sauerstoff-Gas als Therapeutikum verwendet
  • Verabreicht wird es durch Injektion, Inhalation oder äußere Anwendung auf die Haut
  • Die Ozontherapie wird zur Behandlung von verschiedenen Krankheiten und Gesundheitsproblemen eingesetzt, einschließlich Schmerzen, Infektionen, chronischen Erkrankungen und sogar Krebs
  • Es wird angenommen, dass das Ozon das Immunsystem stärkt und den Körper gegen Krankheitserreger schützt
  • Wissenschaftliche Studien haben jedoch gemischte Ergebnisse gezeigt und es gibt Bedenken hinsichtlich der Sicherheit und Wirksamkeit der Ozontherapie
  • Mögliche Nebenwirkungen der Ozontherapie umfassen Schmerzen, Übelkeit, Erbrechen und allergische Reaktionen
  • Es ist wichtig, dass man vor einer Ozontherapie eine gründliche ärztliche Untersuchung und Beratung durchführt, um die Risiken und Vorteile abzuwägen
  • Ozontherapie ist eine Selbstzahlerleistung

Was ist Ozon und was ist medizinisches Ozon?

Ozon (chemisch: O3) ist ein natürlich vorkommendes Gas, das aus drei Sauerstoffatomen besteht. Es handelt sich um eine energiereiche Form von Sauerstoff. Das in schwacher Konzentration farblose und mit zunehmender Konzentration immer tiefblauer werdende Gas ist für Menschen und Tiere giftig. In der Luft zerfällt das Gas innerhalb weniger Tage, in fester und flüssiger Form ist Ozon instabil und explosiv.

Für medizinische Zwecke wird medizinisches Ozon verwendet. Dabei handelt es sich um ein künstlich erzeugtes Gas. Es entsteht, indem Sauerstoff (O2) ultraviolettem Licht (UV-Licht) oder einem elektrischen Feld ausgesetzt wird. Dadurch spaltet sich ein Teil des zweiatomigen Sauerstoffs (O2) und verbindet sich zum dreiatomigen Ozon (O3). Medizinisches Ozon ist deshalb immer eine Verbindung aus Sauerstoff und Ozon, weshalb der Begriff Ozon-Sauerstoff-Therapie trefflicher als Ozontherapie ist. Zur Herstellung von medizinischem Ozon wird ein Ozongenerator verwendet. Dadurch kann der Ozongehalt des Gemischs eingestellt und gemessen werden. Je nach Anwendung kann der Ozongehalt bei 0,5 Prozent bis 5 Prozent (1 – 100 pg/ml) liegen. Durch die geringere Konzentration nimmt die Toxizität ab. Dennoch hat das medizinische Gas noch eine giftige Wirkung auf die Atemwege, weshalb eine Ozontherapie nie über die Atemwege verabreicht wird. Da medizinisches Ozon eine schwache Stabilität (Metastabilität) aufweist, wird es am Ort des Verbrauchs frisch hergestellt.

Was ist Ozontherapie beziehungsweise Ozon-Sauerstoff-Therapie?

Bei der Ozontherapie wird dem Körper gezielt Ozon in Form eines speziell dosierten und konzentrierten Sauerstoff-Ozon-Gemischs zugeführt. Das Ziel der Ozontherapie ist, die Sauerstoffmenge im Körper zu erhöhen. Die positiven Wirkungen von Sauerstoff sind wissenschaftlich unbestritten. Unter anderem liefert Sauerstoff den Zellen mehr Energie, ist an der Zellerneuerung beteiligt und unterstützt das Immunsystem. Befürworter der Ozontherapie setzen das Verfahren daher besonders häufig bei schlecht heilenden Wunden sowie chronischen Hauterkrankungen ein.

Welche Wirkung hat die Ozontherapie im Körper?

Die Ozontherapie wird in der alternativen Medizin als Behandlungsmethode für verschiedene gesundheitliche Probleme eingesetzt. Hier sind einige mögliche gesundheitliche Vorteile aufgeführt:

  • Verbesserung des Immunsystems: Die Verstärkung des Immunsystems wird dem Ozon zugeschrieben. Es wird angenommen, dass es die Abwehrkraft des Körpers gegen Krankheitserreger erhöht und das Immunsystem stärkt.
  • Reduzierung von Schmerzen und Entzündungen: Ozontherapie wird häufig verwendet, um Schmerzen und Entzündungen im Körper zu reduzieren.
  • Behandlung von Infektionen: Ozon wird angenommen, antimikrobielle Eigenschaften zu haben, die es für die Behandlung von Infektionen und Krankheiten wie HIV, Herpes, Pilzinfektionen usw. geeignet machen.
  • Verbesserung der Durchblutung: Die Ozontherapie wird angenommen, die Durchblutung zu verbessern, was zu einer besseren Sauerstoffversorgung des Körpers führt.
  • Reduzierung von oxidativem Stress: Ozon wird angenommen, den oxidativem Stress im Körper zu reduzieren und somit das Alterungsprozess zu verlangsamen.
  • Verbesserung der kardiovaskulären Gesundheit: Ozontherapie wird angenommen, die kardiovaskuläre Gesundheit zu verbessern, indem es den Blutfluss verbessert und das Risiko von Herz-Kreislauf-Erkrankungen reduziert.
  • Behandlung von Autoimmunerkrankungen: Ozontherapie wird angenommen, bei der Behandlung von Autoimmunerkrankungen wie Multiple Sklerose, Rheuma und Morbus Crohn zu helfen.

Wie wird die Ozontherapie verabreicht?

Die Ozontherapie kann auf verschiedene Arten verabreicht werden, darunter:

  • Rektale Insufflation: Hierbei wird Ozon gasförmig direkt in den Anus injiziert.
  • Autohemotherapie: Hierbei wird Blut aus dem Körper entnommen, mit Ozon angereichert und anschließend wieder in den Körper injiziert.
  • Ozon-Sauerstoff-Gemisch Inhalation: Hierbei wird eine Mischung aus Ozon und Sauerstoff eingeatmet.
  • Ozon-Sauerstoff-Gemisch topische Anwendung: Hierbei wird eine Mischung aus Ozon und Sauerstoff direkt auf die Haut aufgetragen.
  • Major Autohemotherapie: Hierbei wird Blut aus einer größeren Menge entnommen, mit Ozon angereichert und wieder in den Körper injiziert.

Welche Methode verwendet wird, hängt von der Art der Behandlung und dem Zustand des Patienten ab.

Der Ablauf einer Ozontherapie kann je nach Verabreichungsform variieren. In der Regel wird eine Sitzung 20 bis 30 Minuten dauern und kann je nach Bedarf mehrmals wiederholt werden.

Bei welchen Beschwerden und Erkrankungen wird die Ozontherapie eingesetzt?

Die Ozontherapie wird bei einer Vielzahl von Erkrankungen und Beschwerden eingesetzt, obwohl die wissenschaftliche Erforschung bezüglich der Sicherheit und Wirksamkeit bisher nicht abgeschlossen ist. Zu den Indikationen zählen:

  • Atemstörungen
  • externe Ulzera und Hautläsionen
  • Diabetes, diabetische Gangrän
  • arterielle Durchblutungsstörungen
  • Angiopathien
  • Immundefizit, Immunstörungen, Immundysbalance
  • chronische Hepatitis B und C
  • Erkrankungen des Bewegungsapparates (Bandscheibenvorfall, Karpaltunnelsyndrom etc.)
  • Kolitis
  • Proktitis
  • chronisch-entzündliche Erkrankungen
  • Gonarthroseaktivierte Arthrose
  • unterstützend bei rheumatoider Arthritis
  • komplementär bei onkologischer Therapie

Die Ozontherapie wird in einigen Fällen auch zur Unterstützung der Wundheilung eingesetzt. Dabei wird Ozon direkt auf die Wunde aufgebracht oder als Gas eingeatmet. Studien zeigen, dass Ozon eine antibakterielle Wirkung hat und Entzündungen reduzieren kann. Es kann auch den Heilungsprozess beschleunigen, indem es die Durchblutung und den Sauerstoffgehalt in der Wunde erhöht.

Gibt es Nebenwirkungen bei der Ozontherapie?

Obwohl die Ozontherapie als sicher und wirksam angesehen wird, können einige Menschen unerwünschte Reaktionen erfahren.

Dazu gehören:

  • Kopfschmerzen
  • Übelkeit
  • Schwindel
  • Herzklopfen
  • Hautreizungen
  • allergische Reaktionen

Es ist wichtig zu beachten, dass die Ozontherapie bei bestimmten Gesundheitszuständen, wie z.B. bestimmten Herz-Kreislauf-Erkrankungen, nicht sicher ist. Aus diesem Grund sollte vor Beginn einer Ozontherapie immer ein Arzt konsultiert werden, um mögliche Risiken abzuschätzen und sicherzustellen, dass die Therapie für den Patienten geeignet ist.

Welche Kosten entstehen bei der Ozontherapie?

Bei der Ozontherapie handelt es sich um eine Zusatzleistung (Selbstzahlerleistung), die in aller Regel nicht von der Krankenversicherung übernommen wird. Da bisher wissenschaftliche Belege zu Sicherheit und Wirksamkeit dieser Therapieform fehlen, dürfen die gesetzlichen Krankenkassen die Ozontherapie nicht in ihre Leistungskataloge aufnehmen. Sie dürfen nur sogenannte evidenzbasierte Leistungen zahlen. Private Krankenversicherungen übernehmen manchmal die Kosten für alternative Heilverfahren wie die Ozontherapie.

Für Selbstzahler:innen sind die Kosten für Ozontherapie von Interesse. Auskunft liefert das Gebührenverzeichnis für Heilpraktiker:innen (GebüH). Dort sind konkrete Preise für die unterschiedlichen Arten der Verabreichung aufgeschlüsselt. Demnach belaufen sich die Kosten für:

  • Beutelbegasung (topische Anwendung) auf 10,30 Euro bis 36 Euro
  • Gasgemischinjektion (subkutan, intramuskulär) auf 7,70 Euro bis 13 Euro
  • Gasgemischinjektion (intraarteriell, Eigenblutbehandlung) auf 13 Euro bis 26 Euro

Bei der Eigenblutbehandlung kommen zusätzlich Kosten für die Blutentnahme und Aufbereitung des Blutes hinzu. Zudem wird zwischen einer “kleinen” und “großen” Eigenblutbehandlung unterschieden. Bei der kleinen Eigenblutbehandlung betragen die Kosten etwa die Hälfte im Vergleich zur großen Eigenblutbehandlung.

Bei anderen Anwendungsarten steht es den Heilpraktiker:innen frei, die Preise selbst festzulegen. Allerdings sollen sie sich dabei laut GebüH an den Kosten für ähnliche Leistungen, die im GebüH aufgeführt sind, orientieren.

Ist die Ozontherapie gefährlich?

Bisher ist die Ozontherapie durch die oberste deutsche Arzneimittelbehörde (Bundesinstitut für Arzneimittel und Medizinprodukte (BfArM) nicht zugelassen. Außerdem ist Ozon ein giftiges Gas, das beim Einatmen die Lunge schädigt. Daher ist beim Umgang mit Ozon, befüllten Begasungs- sowie Gasbehältern oder Ozongeneratoren Vorsicht geboten. Zusätzlich gibt es bei der intravenösen Anwendung, bei der Ozon ins eigene Blut gemischt wird, das Risiko, dass Luftbläschen ins venöse System eindringen und zu einer Embolie führen könnten (siehe Nebenwirkungen).

Insgesamt besteht also ein gewisses Risiko bei der Ozontherapie, das sich aber durch fachkundigen und sachgemäßen Umgang und Anwendung gegen null reduzieren lässt.

Quellen