Zuletzt aktualisiert am 24. Januar 2023 von Achim Theiss
Die Depression ist einer der Fachbegriffe, die von Ärzten stark gefürchtet wird. Längst ist bekannt dass hinter Depressionen mehr steckt als Melancholie oder schlechte Laune. Es gibt kaum ein anderes, psychiatrisches Krankheitsbild was mit einem so starken Leidensdruck behaftet ist und zum anderen auch noch das Suizid-Risiko der Betroffenen erhöht.
Auch wenn die Depression als stilles Leiden gilt, ist sie – neben der Demenz – die wohl am meisten gefürchtete, psychische Erkrankung. Neben der Symptomvielfalt sind auch die Auslöser für Depressionen sehr vielfältig. Nicht nur endogene – innere – Ursachen können die Erkrankung auslösen, auch exogene Faktoren, wie beispielsweise eine schwere Grunderkrankung, können zur Depression führen.
Leidet ein Patient unter einer Grunderkrankung, hat er bereits mit den Symptomen zu kämpfen. Kommen jetzt noch depressive Symptome hinzu, wächst der Leidensdruck oft ins Unermessliche. Krebserkrankungen sind ein häufiger Auslöser für Depressionen, einer der Gründe warum immer mehr Psychoonkologen sich der Patienten annehmen. In der Fachsprache wird eine solche, exogene Depression, auch als Komorbidität bezeichnet (eine Krankheit kommt zur anderen hinzu).
Bedauerlicherweise ist es bis heute so, dass die Folgen der Depression unterschätzt werden. Die Ärzte fokussieren sich auf die Behandlung der körperlichen Ursache, vergessen aber dabei das seelische Leiden.
Trauer oder Depression?
Besonderheiten der Depression als Begleiterkrankung
Die Symptomatik von Depressionen ist umfangreich und wird in der Fachliteratur gut verständlich dargestellt. Allerdings ist die Kombination einer seelischen und einer körperlichen Erkrankung deutlich schwieriger zu diagnostizieren. Viele körperliche Erkrankungen haben Symptome, die auch bei Depressiven auftreten können. Für den Arzt ist es eine Gratwanderung zu unterscheiden, was die Symptomatik auslöst.
Viele körperliche Erkrankungen wie z.B. Krebs haben Symptome wie Müdigkeit, Antriebslosigkeit, Appetitmangel und Verlust des sexuellen Interesses zur Folge. Diese Symptome treten allerdings auch bei einer Depression auf. Derartige Symptome können daher nicht allein auf das Vorliegen einer Depression hinweisen, hier muss vermehrt nach dem persönlichen Leidensdruck, der Lebenseinstellung und dem Wunsch nach Leben geschaut werden.
Es gibt jedoch auch bei der schweren Depression, die aufgrund einer körperlichen Erkrankung entsteht, sogenannte Leitsymptome. Hierzu gehören:
- ein dauerndes Gefühl innerer Leere und Ausgebranntheit
- geringe Interessen, vermehrte Freudlosigkeit
- psychische Verlangsamung, innere Unruhe
- veränderter Appetit mit daraus resultierender Gewichtsab- oder zunahme
- vermehrtes Schlafbedürfnis oder Schlaflosigkeit
- schnelle Erschöpfung
- Schuldvorwürfe, gefühlte Wertlosigkeit
- mangelnde Konzentrationsfähigkeit und die Unfähigkeit Entscheidungen zu treffen
- Suizidgedanken bis hin zu ausgeprägten Suizidplänen
>> Lesen Sie hier, welche Arten von Depressionen es gibt. <<
Ärzten ist angeraten auf vier Komponenten zu achten, die auf eine Depression als Begleiterkrankung hinweisen können:
- depressive Erscheinung, auch ängstlich-vermeidende Persönlichkeit
- geringe Kommunikationsbereitschaft
- pessimistische Grübelneigung
- geringe oder nicht vorhandene Aufheiterbarkeit
Die Häufigkeit depressiver Erkrankungen als Begleiterscheinung
Depressionen sind längst keine Seltenheit und die Wahrscheinlichkeit steigt mit der Schwere der Grunderkrankung. Statistiken besagen, dass etwa 15 Prozent aller körperlich erkrankten Menschen unter Depressionen leidet. Dies haben Stichproben aus großen Krankenhäusern und von Allgemeinärzten ergeben. Die Dauer einer solchen Depression beträgt bei mehr als 40 Prozent aller Betroffenen länger als ein Jahr. Entscheidend ist die adäquate Behandlung, beispielsweise mit Hilfe von Psychopharmaka.
Doch es sind nicht nur ausschließlich Depressionen die als Begleiterkrankung auftreten können. Mitunter kommt es auch zu Alkohol-Missbrauch, Angsterkrankungen oder neurotischen Reaktionen.
Welchen Einfluss hat die Depression auf die körperliche Erkrankung?
Eine Depression allein ist bereits eine schwer belastende Erkrankung. Tritt sie in Kombination mit einer körperlichen Erkrankung auf, ist der Leidensdruck immens höher. Sowohl im beruflichen Leben, als auch im familiären Umkreis und in Partnerschaften kommt es zu Qualitätseinbußen.
Bedauerlicherweise kann eine Depression den Verlauf der eigentlichen Grunderkrankung negativ beeinflussen. Das ist einer der Gründe, warum verordnete Medikamente unbedingt eingenommen werden müssen. Besonders wenn Herzerkrankungen oder Krebserkrankungen vorliegen, hat die Depression negative Auswirkungen. Zu den körperlichen Symptomen der Depression zählen unter anderem Verminderung der Herzraten-Variabilität, eine stärkere Thrombozyten-Aggregation und die Entstehung pro-inflammatorischer Mechanismen. Diese wiederum können die Grunderkrankung verstärken bzw. die Heilung oder Linderung erschweren.
Ein gutes Beispiel ist der klassische Herzinfarkt, den viele Patienten heute überleben. Aufgrund der schwere der Erkrankung und dem daraus resultierenden, traumatischen Erlebnis, erleiden viele Herzinfarktpatienten eine Depression. Diese wiederum erhöht das Sterberisiko um das dreifache! Als Umkehrschluss lässt sich festhalten, dass eine behandelte Depression das Sterberisiko nach dem Herzinfarkt sinken lässt.
Welche Erkrankungen sind mit Depressionen asoziiert?
Es gibt verschiedene Krankheiten, die häufig eine Depression zur Folge haben können. Dazu gehören unter anderem:
- koronare Herzerkrankung
- Herzinsuffizienz
- Krebserkrankungen
- Schlaganfall
- Nieren-Insuffizienz
- Parkinson
- Suchterkrankungen
- ADHS
- Alzheimer
- Ahedonie
- Bulimie
- Chronisches Erschöpfungssyndrom
- Chronische Entzündungen
- Kleinwüchsigkeit
- Erektionsstörungen
- durchlässige Blut-Hirn-Schranke
- Motivationslosigkeit
- starke Vergiftungen
- Insulinresistenz
- Schimmelbelastung
- Neuroinflammation
- Übergewicht und Fehlernährung
- Prolaktinom (gutartig)
- Restless-Legs-Syndrom
- Tourette-Syndrom
- traumatische Hirnverletzungen
Depressionen und koronare Herzerkrankung
Bereits seit vielen Jahren wird der Zusammenhang zwischen einer koronaren Herzerkrankung und Depressionen erforscht. Heute ist bereits bekannt, dass selbst herzgesunde Patienten mit Depressionen ein erhöhtes Risiko für das auftreten der koronaren Herzerkrankung haben. Schwere Depressionen sorgen für bis zu vierfach erhöhtes Risiko.
Andersherum sind etwa 20 Prozent aller Patienten mit koronarer Herzerkrankung bedingt durch die Krankheit von Depressionen betroffen. Leichte Depressionen können sogar in bis zu 40 Prozent aller Fälle auftreten. Rund zwei Drittel der Gesamtanzahl an Depressionen bleiben ein halbes Jahr oder länger erhalten.
Wie schwer das depressive Erkrankungsbild ausgeprägt ist hängt davon ab, wie hoch das Sterblichkeitsrisiko aufgrund der Grunderkrankung ist. Selbst nach fünf Jahren besteht noch die Gefahr einer auftretenden Depression.
Depressionen und Herzinsuffizienz
Eine chronische Einschränkung des Herzens, die mit vielen, körperlichen Einbußen verbunden ist, wird häufig mit dem auftreten von Depressionen in Verbindung gebracht. Es sind etwa 20 Prozent der Patienten von einer schweren, depressiven Episode betroffen, während es bei 16 Prozent immerhin zu leichten Störungssymptomen kommt.
Die Sterblichkeit bei Patienten mit Herzinsuffizienz verdoppelt sich durch die Depression, zudem kommt es häufiger zur Hospitalisierung.
Bei Frauen kann die psychische Erkrankung jedoch auch ein Risikofaktor für die Ausbildung einer Herz-Insuffizienz darstellen. Allgemein lässt sich festhalten, dass die seelische Gesundheit und die Herzgesundheit eng miteinander verbunden sind. Bei Patienten mit Herzinsuffizienz und auch mit koronarer Herzerkrankungen haben verhaltenstherapeutische Maßnahmen oft großen Erfolg.
Depressionen aufgrund von Krebserkrankungen
Nach der Diagnosestellung einer Krebserkrankung kommt es in etwa 40 Prozent aller Fälle zu einer Depression. Rund 20 Prozent davon sind leichter Natur, während es 20 Prozent schwerer trifft. Es gibt einige Gründe, die die Wahrscheinlichkeit einer Depression bei einer vorliegenden Krebserkrankung erhöhen:
- bereits durchgemachte Depressionen oder familiäre Vorbelastung
- Abhängigkeit von Alkohol
- Krebserkrankung im fortgeschrittenen Stadium
- nicht ausreichende Schmerztherapie
- Komplikationen bei der Behandlung
- Medikamente, die Depressionen als Nebenwirkung haben
Auch wenn es wissenschaftlich noch nicht nachgewiesen werden konnte gehen Experten davon aus, dass Depressionen einen negativen Einfluss auf den Verlauf der Krebserkrankung haben können. Gibt sich der Patient auf, verliert den Lebensmut und wird schwermütig, fällt es den bösartigen Krebszellen leichter die Kontrolle über den Körper zu übernehmen.
Aufgrund der hohen Wahrscheinlichkeit einer auftretenden Depressionen werden Krebspatienten nicht selten von Psychoonkologen betreut. Diese Ärztegruppe kennt sich mit den Auswirkungen der körperlichen Krankheit auf die Psyche aus und kann optimale Behandlungsstrategien mit dem Patienten erarbeiten.
Depressionen aufgrund eines Schlaganfalls
Der Schlaganfall ist ein plötzlich auftretendes Ereignis, was den Patienten mitten aus dem Leben reißt. Wird der Insult überlebt, treten in rund 25 Prozent aller Fälle schwere Depressionen innerhalb von 14 Tagen auf. Auch nach drei bis vier Monaten ist die Zahl gleichbleibend. Erst nach etwa einem Jahr sinkt die Rate der Patienten mit Depressionen auf rund 15 Prozent.
Die Wahrscheinlichkeit einer Depression steigt, wenn folgende Begleitumstände vorhanden sind:
- Sprachstörungen aufgrund des Schlaganfalls
- soziale Isolation nach dem Hirninfarkt
- funktionelle Störungen
Der soziale Status, sozialer Stress oder Geschlecht und Alter haben allerdings keinen Einfluss auf die Wahrscheinlichkeit einer Depression.
Depressionen bei Nieren-Insuffizienz
Obwohl sie oft unterschätzt werden gehören die Nieren zu den wichtigsten Organen. Funktionieren sie nicht richtig, werden die Stoffwechselendprodukte nicht ausgeschieden. Harnpflichtige Substanzen bleiben im Körper zurück, was zu einer Verschiebung des Elektrolythaushalts, des Wasserhaushalts und des Säure-Basen-Haushalts führt. Im Endeffekt kann diese fehlende Harnausscheidung zu einer Harnvergiftung führen.
Bei einem chronischen, vollständigen Nierenversagen wird die Funktion der Organe über eine Dialysemaschine ersetzt. Für die Patienten bedeutet dies eine komplette Umstellung des Lebens. Bis zu dreimal pro Woche müssen mehrere Stunden an der Dialyse verbracht werden. Die Anzahl der Patienten mit Depressionen liegt bei Dialysepatienten bei rund 25 Prozent. 15 Prozent davon erkranken an einer Major Depression (schwere Depression).
Depressionen bei Parkinson
Morbus Parkinson gehört zu den sehr belastenden Erkrankungen, denn die Betroffenen erleben bei vollem Bewusstsein, wie sie Teile ihrer Körperfunktionen nicht mehr kontrollieren können. Hinzu kommt die Einnahme von Medikamenten, die ebenfalls zum Auftritt einer Depression führen können. Schätzungsweise 40 Prozent aller Parkinsonpatienten leiden im Laufe ihrer Erkrankung mindestens einmal an einer depressiven Episode, 20 Prozent davon erkranken schwer.
Die Depression ist aber nicht nur eine Folgeerkrankung von Morbus Parkinson, oftmals tritt sie sogar vor der Manifestation der körperlich einschränkenden Symptome auf. Statistiken zur Folge ist die Depressionswahrscheinlichkeit durch eine Parkinsonerkrankung nicht davon abhängig wie stark ausgeprägt die körperliche Behinderung ist.
Depressionen durch medizinische Therapien
Nicht nur die körperliche Erkrankung selbst, sondern auch die angewandten Therapieverfahren können Depressionen zur Folge haben. Häufig sind es traumatisierende Eingriffe, die sich später in psychischem Leid manifestieren. Ein Beispiel ist die Anwendung eines Defibrillators.
Auch bei gravierenden Eingriffen die bereits langfristig geplant wurden kann es zu Depressionen kommen. Schätzungsweise ein Drittel aller Patienten, denen eine Knochenmarkstransplantation bevorsteht, leidet unter einer seelischen Beeinträchtigung. Schwerwiegend ist zudem die nötige Isolationszeit nach der Transplantation. Etwa 50 Prozent aller Patienten entwickeln eine reaktive Depression, heute auch als Anpassungsstörung bezeichnet.
Patienten, denen ein Defibrillator oder Herzschrittmacher eingesetzt wurde, leiden häufig unter Angststörungen, die wiederum auch depressive Episoden zur Folge haben kann. Bei 8,6 Prozent aller Patienten tritt bereits unmittelbar nach der Operation eine schwere Depression auf. Innerhalb von 18 Monaten entwickeln 7,4 Prozent aller Patienten eine entsprechende Reaktion.
Depressionen bei Suchterkrankungen
Suchterkrankungen sind häufig, es gibt weit mehr als nur die klassische Alkoholsucht. Ob Drogen, Glücksspiel oder Sex – eine Sucht ist immer ein schweres Los. Viele Patienten fühlen sich maßlos überfordert, sehen kaum eine Chance sich dem Suchtstoff zu entziehen und verfallen schließlich in Depressionen.
Die rettende Lösung ist in vielen Fällen eine Kombinationstherapie, die sich nicht nur mit der Sucht, sondern auch mit der Depression als Begleiterkrankung beschäftigt.
Depressionen bei ADHS
Patienten mit ADHS sind häufig von Depressionen befallen, bei rund 19 Prozent aller Betroffenen wird eine Major Depression diagnostiziert. Teilweise wird eine genetische Ursache vermutet, doch auch die Anfälligkeit durch ADHS trägt einen Teil zum erhöhten Risiko bei. ADHS-Patienten verfügen meist über ein Unvermögen Stress zu tolerieren, bereits kleinste Veränderungen im sozialen Umfeld können ausreichen, um die Entstehung einer Depression zu begünstigen.
Depressionen bei Morbus Alzheimer
Neurodegenerative Erkrankungen wie Morbus Alzheimer sind nicht immer klar von einer Depression abzugrenzen. So gibt es beispielsweise das Bild der depressiven Pseudodemenz, die sich bei adäquater Behandlung zurückbildet. Die Ursache für die Entwicklung einer Depression ist der schleichende Beginn der Alzheimererkrankung. Zunächst bekommt der Patient sämtliche Veränderungen mit, spürt den Verlust des Gedächtnis und leidet massiv darunter. Angst und Depressionen sind die Folge. Studien haben allerdings auch gezeigt, dass das Vorliegen einer Depression in jungen Jahren das Risiko einer Demenzentwicklung erhöht.
Depressionen bei Anhedonie
Während die Hedonie ein deutliches Streben nach Leben und Lust bewirkt, ist die Anhedonie das glatte Gegenteil. Betroffene haben kein Interesse am Leben, sie wirken abwesend, unbeteiligt, sind aber bei klarem Verstand. Studien zur Folge sind rund 20 Prozent aller Anhedoniebetroffenen ebenfalls von schweren Depressionen betroffen. Bei diesem Krankheitsbild ist es äußerst schwierig den Beginn einer zusätzlichen Depression zu erkennen, da die Symptomatik der Anhedonie derer einer Depression gleicht.
Depressionen bei Bulimie
Die Essstörung Bulimie hat zur Folge, dass Patienten unter einem gestörten Selbstbild leiden. Es ist den Betroffenen kaum möglich sich selbst zu akzeptieren, was bei 8 – 33 Prozent aller Patienten zu Depressionen und anderen, psychologisch relevanten Erkrankungen führen kann. Depressionen sind neben Angst- und Zwangsstörungen die häufigste, seelische Reaktion auf das Vorliegen einer bulimischen Essstörung. Die Behandlung erfordert äußerste Sensibilität, da das Suizidrisiko im Vergleich zu gesunden Menschen um das dreifache erhöht ist.
Depressionen beim chronischen Erschöpfungssyndrom
Das chronische Erschöpfungssyndrom (Fatigue) kann als einzelne Erkrankung oder als Begleiterkrankung von Krebs und anderen Krankheiten auftreten. Gekennzeichnet ist das Syndrom durch Müdigkeit, Antriebsschwäche und mangelnde Kraft. Die Abgrenzung zur klassischen Depression ist nicht leicht, spätestens wenn der Therapieerfolg aber ausbleibt, erkennen Mediziner meist das Problem. Bedingt durch Fatigue entwickeln sich jedoch bei rund 30 Prozent der Betroffenen Depressionen, die eine zusätzliche Therapie brauchen.
Depressionen bei chronischen Entzündungen
Bis heute wird an dem Umstand geforscht, warum Patienten mit chronischen Entzündungen häufiger zu Depressionen leiden. Ob chronische Sinusitis, Darmentzündungen oder Zahnwurzelherde – all diese Erkrankungen können Depressionen auslösen, selbst wenn sie dem Patienten nicht bekannt sind. Es wird vermutet, dass das geschwächte Immunsystem der Auslöser für die seelische Erkrankung ist. Wenn die Immunabwehr mit einer chronischen Entzündung kämpft, werden vermehrt Zytokine ausgeschüttet. Diese wiederum hemmen die Serotoninproduktion. Serotonin ist jedoch der Botenstoff, der für die gute Stimmung verantwortlich ist. Ein Mangel mündet fast immer in eine Depression.
Depressionen durch Kleinwüchsigkeit
Kleinwuchs ist für die meisten Betroffenen mit einer hohen Stigmatisierung verbunden. Von Kindheit an werden kleinwüchsige Menschen oft ausgegrenzt, sehen sich Mobbing ausgesetzt und spüren, dass sie Einschränkungen im Alltag haben. Rund 32 Prozent aller Betroffenen erleidet aufgrund der sozialen Unannehmlichkeiten mindestens einmal im Leben eine schwere Major Depression, unbehandelt kann die Melancholie chronisch werden.
Depressionen durch Erektionsstörungen
Die Männlichkeit ist für die meisten Männer stark an einen funktionierenden Penis gebunden. Kommt es zu Erektionsstörungen, leiden vor allem junge Männer stark darunter. Die Hemmschwelle ärztliche Hilfe zu suchen ist groß, viele Männer versuchen ihr Glück mit Tabletten oder beginnen sich sozial zu isolieren. Oft zerbricht die Partnerschaft, weil der Betroffene nicht in der Lage ist seine Problematik zu thematisieren. Das kann im schlimmsten Fall zu einer schweren Depression führen.
Depressionen durch Motivationslosigkeit
Antriebslosigkeit und Motivationslosigkeit können das Leben stark beeinflussen. Obwohl der Geist funktioniert und die Patienten alles mitbekommen, haben sie keine Energie etwas zu unternehmen oder aktiv am Leben teilzuhaben. Antriebslosigkeit ist jedoch auch ein Symptom der Depression, so dass die Abgrenzung schwer fällt. Erst wenn die Behandlung der Depression keine Erfolge zeigt, wird der behandelnde Arzt meist aufmerksam.
Depressionen durch starke Vergiftungen
Die Diagnose Schwermetallvergiftung wird nur selten von der Schulmedizin gestellt. Seriöse Heilpraktiker hingegen kennen das Problem und wissen was eine übermäßige Belastung mit Quecksilber, Palladium oder Blei zur Folge haben kann. Schwermetalle im Körper setzen freie Radikale aus und zerstören so nach und nach die guten Antioxidantien. Ohne eine fachgerechte Ausleitung ist es in mehr als 40 Prozent aller Fälle absehbar, dass sich Depressionen entwickeln werden.
Depressionen durch Insulinresistenz
Die Wahrscheinlichkeit als Diabetiker an einer Depression zu erkranken ist doppelt so hoch wie bei einem gesunden Menschen. Doch selbst wenn der Diabetes noch nicht ausgebrochen ist, kann längst eine unentdeckte Insulinresistenz vorliegen. Auch wenn der Diabetes bereits bekannt ist, kann zusätzlich eine therapieresistenze Insulinresistenz vorliegen, die wiederum Auslöser für die Depressionen sein kann.
Depressionen durch Schimmelbelastung
Das eine verschimmelte Wohnung das Risiko körperlicher Erkrankungen birgt ist bekannt. Weniger bekannt ist jedoch, dass es bedingt durch Schimmel auch zu depressiven Episoden kommen kann. Es wurden 6000 europäische Menschen analysiert, die Studienergebnisse waren eindeutig. Ursache hierfür sind zum einen die körperlichen Erkrankungen, die aufgrund des Schimmels entstehen und zum anderen die Belastung in einer solch verschmutzten Wohnung zu leben.
Depressionen durch Übergewicht
Übergewicht ist mittlerweile gesellschaftsfähig geworden, kaum eine Frau hat noch ihre Idealmaße. Allerdings steigt mit dem Gewicht nicht nur das gesundheitliche Risiko, sondern auch die Wahrscheinlichkeit an einer Depression zu erkranken. Während nur 6,5 Prozent aller Frauen mit einem BMI von weniger als 25 depressiv sind, erkranken bei Frauen mit einem BMI von über 35 rund 26 Prozent. Andersherum sind rund 58 Prozent aller Frauen mit Depressionen übergewichtig.
Depressionen durch ein Prolaktinom
Das Prolaktinom ist eine gutartige Erkrankung, die zu einem Überschuss des Hormons Prolaktin führt. Dieser Überschuss hat nicht nur körperliche Folgen (Milchfluss ohne Schwangerschaft, Brustdrüsenstörungen etc.), sondern belastet auch die Psyche. So sind rund 50 Prozent aller Personen mit Prolaktinom depressiv, bei mindestens 18 Prozent handelt es sich um eine schwere Depression. Gepaart hierzu kommt es zu Angstattacken, innerer Unruhe und Wesensveränderungen.
Depressionen durch das Restless-Legs-Syndrom
Das Restless-Legs-Syndrom ist für den Betroffenen sehr belastend, es sind längst nicht nur die unruhige Nächte. Bei vielen Patienten sind dei Bewegungsstörungen auch am Tag so stark ausgeprägt, dass sie sich im Alltag eingeschränkt fühlen. Mangelnde Schlafqualität führt zu einer starken Tagesmüdigkeit, der Antrieb schwindet und die Depression lässt nicht mehr lange auf sich warten. Durch Besserung der RLS-Beschwerden wird oft auch die Depression gelindert.
Depressionen durch das Tourette-Syndrom
Das Tourette-Syndrom ist zwar für den Patienten nicht direkt lebensgefährlich, führt aber sehr häufig zu Depressionen (schätzungsweise jeder zweite Tourette-Patient). Grund hierfür ist die frühe Stigmatisierung, die mit dieser Erkrankung einhergeht. Schon in frühster Kindheit entstehen die Tics, sie sind kaum zu verbergen. Je stärker das Tourette-Syndrom ausgeprägt ist, umso höher die Wahrscheinlichkeit einer Depression.
Depressionen nach traumatischen Hirnverletzungen
Etwa ein Drittel aller Patienten die eine traumatische Hirnverletzung durchlitten haben, erkranken an einer Depression. Nicht immer entwickelt sich die seelische Erkrankung sofort, mitunter vergehen Monate oder gar Jahre, bis die Depression zu Tage tritt. Auch wenn die Forschung noch keine genauen Ergebnisse hat woher diese angestiegene Depressionsrate rührt, wird ein präventiver Einsatz von Antidepressiva kontrovers diskutiert.
Depressionen ausgelöst durch Medikamente
Jedes Medikament hat neben der gewünschten Wirkung auch Nebenwirkungen. Manchmal sind sie leichter Natur, mitunter können sie jedoch schwerwiegend sein. Depressionen sind ebenfalls eine Nebenwirkung, die durch einige Substanzen ausgelöst werden kann. Folgende Medikamententypen sind mit der Entwicklung einer krankhaften Melancholie asoziiert:
- Antibiotika
- Antihistaminika
- Beta-Blocker
- Calcium-Antagonisten
- Corticoide
- Magen-Darm-Prokinetika
- Zytostatika
- Virustatika
Diese Liste enthält nur Beispiele und ist nicht vollständig. Bei einer langfristigen Einnahme auslösender Substanzen wird oftmals eine präventive Gabe von Antidepressiva in Erwägung gezogen.
Suizidrisiko bei Depressionen aufgrund körperlicher Erkrankungen
Suizid ist das größte Risiko einer Depression, das Risiko steigt mit der Schwere der Erkrankung. Insbesondere in der Endphase einer schweren Erkrankung kann es zu einer ausgeprägten Todessehnsucht kommen. Hier gleich auf eine Depression zu schließen ist jedoch falsch. Viele Patienten sehen dem Tod sehr gefasst und klar ins Auge, wünschen ihn herbei um das Leiden der körperlichen Erkrankung zu beenden. Eine adäquate Schmerztherapie kann die Todessehnsucht oftmals lindern.
Schwere Erkrankungen sind mit 35 Prozent ein häufiger Risikofaktor für einen Suizidversuch oder den vollendeten Suizid. Es sind vor allem ganz bestimmte, körperliche Erkrankungen, die das Risiko ansteigen lassen. Hierzu gehören:
- ALS (amyotrophe Lateralsklerose)
- MS (Multiple Sklerose)
- Krebserkrankungen die das zentrale Nervensystem betreffen
- HIV / Aids
Das Suizidrisiko steigt mit der Schwere der Erkrankung und der dadurch empfundenen, schwindenden Hoffnung. Starke Schmerzen, insbesondere wenn sie nicht adäquat gelindert werden können, lassen den Wunsch nach einem endgültigen Ende ebenfalls ansteigen. Hier lässt sich jedoch nicht sofort auf eine Depression schließen, oftmals handelt es sich um eine nachvollziehbare Reaktion auf die körperliche Erkrankung.
Depressionen bei körperlichen Erkrankungen behandeln
Eine depressive Störung bedarf Behandlung, es gibt hier verschiedene Therapieansätze. Mittel erster Wahl sind Psychopharmaka, die allerdings nicht mit eventuell zuvor verordneten Medikamenten korrelieren dürfen. Bei schweren Schlafstörungen können auch Benzodiazepine zum Einsatz kommen.
Im Umgang mit einer schweren Erkrankung hat sich auch der Einsatz eines Psychotherapeuten bewährt. Vor allem bei Krebserkrankungen profitieren die Patienten von der frühen Konsultation eines Psychoonkologen. Die besonderen Umstände der körperlich erkrankten Person müssen vom Psychologen berücksichtigt werden. Während Patienten mit primärer Depression lediglich mit dieser Erkrankung umgehen lernen müssen, haben körperlich erkrankte Menschen oft ein komplett neues Leben vor sich. Ein Krebspatient der innerhalb kürzester Zeit versterben wird benötigt eine andere Form der Therapie als ein Gesunder. Zu bedenken ist ebenfalls, dass nicht jede körperlich erkrankte Person eine Therapie als sinnvoll erachtet und zur Mitarbeit bereit ist.
Quellen
- https://link.springer.com/article/10.1007/s00103-008-0509-6
- https://www.mattioli1885journals.com/index.php/sarcoidosis/article/view/2509
- https://bmcpsychiatry.biomedcentral.com/articles/10.1186/s12888-020-02546-8
- https://www.ncbi.nlm.nih.gov/pmc/articles/PMC4406996/
- https://www.med.or.jp/english/pdf/2001_05/225_229.pdf