Sulforaphan: Ein wirksamer Pflanzenstoff gegen Erkrankungen

Zuletzt aktualisiert am 10. März 2023 von Dr. med. Andrea Weidemann

Sulforaphan gehört zur Kategorie der Senföl-Glykosiden und ist ein sogenannter sekundärer Pflanzenstoff. Das Senföl kommt hauptsächlich in Kreuzblütlergewächsen, wie zum Beispiel Rosenkohl, Brokkoli, Rettich sowie Kresse und Radieschen vor. Als Heilmittel kamen diese Gewächse bereits der Antike in China und in Griechenland zur Anwendung.

Sulforaphan ist bei den genannten Nahrungsmitteln mitunter für den sowohl scharfen als auch bitteren Geschmack verantwortlich. Mittlerweile hat die moderne Humanmedizin den Wirkstoff für sich entdeckt und bringt diesen beispielsweise bei der Therapie von Tumor- und/oder Krebserkrankungen zum Einsatz. In diesem Zusammenhang gibt es eine Vielzahl wissenswerter Informationen rund um die Einnahme, die Dosierung sowie möglicherweise auftretende Neben- und Wechselwirkungen.

Grundlegende Informationen zu Sulforaphan

Bei Sulforaphan handelt es sich um ein starkes Antioxidans, welches erstmals von Dr. Paul Talalay an der John Hopkins Universität (Baltimore/USA) erfolgreich isoliert wurde. Hierfür verwendete Dr. Talalay Brokkoli und beschrieb daraufhin den extrahierten Wirkstoff.

Im Vergleich zu Vitamin E oder Vitamin C, die sich bei der Bekämpfung von freien Radikalen selbst zerstören, legt Sulforaphan eine klügere Strategie an den Tag. Der Wirkstoff agiert gewissermaßen aus dem Hintergrund und sorgt für die Aktivierung von körpereigenen bzw. in der Leber befindlichen Entgiftungsenzymen. Anschließend werden krebserregende freie Radikale zum Schutz vor weiteren Zellschädigungen neutralisiert.

Sulforaphan agiert also indirekt und bleibt über vier bis fünf Tage lang im gesamten Körper überaus aktiv.

Anwendungsgebiete von Sulforaphan

Die Forschung mit dem Pflanzenstoff erzielt stetig neue Fortschritte und konnte bereits in den vergangenen Jahren beachtliche Ergebnisse vorweisen. Im Folgenden eine Übersicht zu den bislang erforschten Anwendungsgebieten von Sulforaphan:

  • Krebserkrankungen (Hautkrebs, Bauchspeicheldrüsenkrebs)
  • Nachhaltige Stärkung des Immunsystems
  • Asthma und Heuschnupfen
  • Übergewicht
  • Alzheimer
  • Unterstützung des Muskelaufbaus
  • Arthrose
  • Autismus
  • Einwirkung auf den Alterungsprozess
  • Haarausfall/Haarwachstum
  • Darmschutz
  • Antioxidative Wirkung

Sulforaphan-Aufnahme über die klassische Ernährung

Am Beispiel von Brokkoli lässt sich sehr gut darstellen, wie hoch die tägliche Dosierung von Sulforaphan bei der täglichen Ernährung ausfallen darf. Zu präventiven Zwecken werden im Allgemeinen 5 bis 15 Milligramm Sulforaphan als ideale Menge empfohlen. Bei therapeutischen Ansätzen ist eine tägliche Dosierung von 30 Milligramm als Mindestmenge etabliert. Bei einer Studie des Universitätsklinikums Heidelberg wurden Krebspatienten 90 Milligramm Sulforaphan verabreicht.

30 Milligramm des Wirkstoffes sind in 750 Gramm Brokkoli enthalten. Dabei ist es jedoch wichtig, dass die Brokkoliköpfe fest und dunkelgrün bzw. frisch sind. Besitzt der Brokkoli bereits eine leicht gelbliche Färbung, ist kaum mehr Sulforaphan enthalten und für den Verzehr ohnehin nicht mehr geeignet.

Aufnahme durch Nahrungsergänzungsmittel

Brokkoli bzw. andere Kreuzblütler sind nicht jedermanns Geschmack. Wer sich nicht zum Verzehr dieser gesunden Lebensmittel durchringen kann oder diese schlichtweg nicht jeden Tag essen möchte, darf ruhigen Gewissens auf sulforaphanhaltige Nahrungsergänzungsmittel zurückgreifen. Der pflanzliche Wirkstoff ist in Pulverform auf dem Markt erhältlich.

Die verschiedenen Präparate zeichnen sich durch eine hohe Konzentration aus und können rezeptfrei im Handel erworben werden.

Nebenwirkungen von Sulforaphan

Im Rahmen einer Studie haben Patienten über mehrere Wochen hinweg eine Tagesdosis von 90 Milligramm Sulforaphan aufgenommen und selbst nach diesem Zeitraum keinerlei Nebenwirkungen erlitten.

Generell gilt Sulforaphan als sicher und gut verträglich, wenn es in den empfohlenen Dosen eingenommen wird. Es wurden jedoch einige mögliche Nebenwirkungen beobachtet, wenn es in großen Mengen eingenommen wird. Hier sind einige der beobachteten Nebenwirkungen:

  • Übelkeit: Einige Menschen können nach der Einnahme von Sulforaphan Übelkeit oder Erbrechen erleben.
  • Durchfall: Einige Menschen können nach der Einnahme von Sulforaphan Durchfall erleben.
  • Magenbeschwerden: Einige Menschen können nach der Einnahme von Sulforaphan Magenbeschwerden oder Bauchschmerzen erleben.
  • allergische Reaktionen: In seltenen Fällen können Menschen nach der Einnahme von Sulforaphan allergische Reaktionen wie Hautausschläge, Juckreiz oder Atembeschwerden erleben.

Wechselwirkungen bei der Zufuhr von Sulforaphan

Ein gibt es Vielzahl unterschiedlicher Nahrungsmittel, deren Inhaltsstoffen einen positiven Effekt auf die Gesundheit des Menschen haben. Die Wirkung tritt in diesem Zusammenhang nicht immer direkt auf. Vor diesem Hintergrund gibt es einige Lebensmittel, die beispielsweise eine Wechselwirkung mit Medikamenten eingehen können und dabei für eine deutliche Verbesserung der Medikation sorgen.

Bei der Behandlung von Darmkrebs haben Wissenschaftler herausfinden können, dass Sulforaphan effektiv auf die menschlichen Darmkrebszellen einwirkt. In Kombination mit einem Krebsmedikament konnte die Wirkung erheblich gesteigert werden. Hierbei darf allerdings nicht unerwähnt bleiben, dass die durchgeführten Experimente unter Laborbedingungen stattfanden und lediglich als erste hoffnungsvolle Ergebnisse vielversprechende Perspektiven in Aussicht stellen.

Bekämpfung von Haarausfall

Die sogenannte Androgene Alopezie ist die wohl am häufigsten vorkommende Form von Haarausfall. Sie ist genetisch bedingt und führt im Laufe der Jahre zur stetigen Abnahme der Haardichte. Von dieser Art des Haarausfalls sind sowohl Männer als auch Frauen betroffen. Mit steigendem Lebensalter ist letztendlich damit zu rechnen, dass sich die Androgene Alopezie nach und nach verstärkt.

Die Ursache liegt in der Empfindlichkeit der Haarwurzeln der betroffenen Person. Das Steroidhormon Dihydrotestosteron (DHT) beschädigt hierbei die Haarfollikel, wodurch sich die Wachstumsphase verkürzt und folglich das Haupthaar ausgedünnter erscheinen lässt. Gegen erblichen Haarausfall eingesetzte Medikamente verfolgen den Ansatz, die schädigende Wirkung von DHT zu mindern bzw. dauerhaft zu verlangsamen.

Studien an Mäusen haben gezeigt, dass die Zufuhr von Sulforaphan in der Leber die Menge an Omega-3-Hydroxysteroid Dehydrogenase erhöht. Es handelt sich hierbei um ein Enzym, welches die Wirkung von DHT abbaut. Darüber hinaus verringert sich der DHT-Anteil im Blut und fördert somit automatisch das Wachstum von neuen Haaren. Über einen Zeitraum von sechs Wochen erhielten die Mäuse 10 Milligramm Sulforaphan pro Kilogramm Körpergewicht. In den nächsten Jahren dürfte sich herausstellen, wie wirksam Sulforaphan tatsächlich auf die Verhinderung von Haarausfall ist und welche Nahrungsmittel oder medizinische Präparate den größten Erfolg haben.
(Studie: “Quelle 1”)

Studie zur Wirkungsweise bei Asthma und Heuschnupfen

Forscher der University of California führten eine Studie zur Wirksamkeit des Senföls gegen Asthma und Heuschnupfen durch. Dabei fanden die Wissenschaftler heraus, “dass Brokkoli die antioxidante Reaktion beim Menschen biologisch fördert”. Die an der Studie teilnehmender Testpersonen bildeten nachweislich dreimal mehr antioxidierende Enzyme in der Nase, nachdem diese Brokkoli verzehrt hatten.

Sulforaphan ist laut der erhaltenen Studienergebnisse gegen Heuschnupfen und Asthma wirksam, indem es die Herstellung von wichtigen Enzymen unterstützt, welche zum Schutz von Entzündungen in den Atemwegen beitragen. Besonders effektiv scheint der Pflanzenstoff ersten Erkenntnissen zufolge bei obstruktiven Lungenerkrankungen (COPD, Raucherlunge), bei allergisch bedingten Entzündungen der Nasenschleimhaut sowie bei Asthma zu sein.
(Studie: “Quelle 2”)

Zusammenhang zwischen Sulforaphan und Arthrose

Britische Wissenschaftler der University of East Anglia in Norwich haben in einer Laborstudie Zusammenhänge zwischen dem Senföl und Arthrose entdeckt. Sulforaphan blockiert hierbei im Körper jene Enzyme, welche nach bisherigen Erkenntnissen für die Zerstörung von Gelenken verantwortlich sind. Der Pflanzenstoff trägt demnach dazu bei, den Verlust von Knorpelmasse an den jeweils betroffenen Gelenken zu erhalten. Gleichzeitig wird die Entstehung von teilweise schmerzhaften Entzündungsherden gehemmt.

Nach der Auswertung alles gesammelten Daten kommt die Forschergruppe zu dem Ergebnis, dass die Einnahme von Suforaphan-Extrakt und/oder Kreuzblütlergemüse sowohl der Vorbeugung gegen Arthrose als auch zur Behandlung derselben Erkrankung dient.
(Studie: “Quelle 3”)

Positive Effekte aus das gesamte Immunsystem

Sulforaphan hat sich darüber hinaus als besonders wirksam bei der Bekämpfung von freien Radikalen bewiesen. Sobald der Pflanzenstoff im Körper angekommen ist, aktiviert er antioxidative Enzyme sowie Gene. Diesen hemmen wiederum schädliche Auswirkungen von reaktionsfreudigen Molekülen. Diese Wirkung spielt gegen freie Radikale eine zentrale Rolle und führt schlussendlich zur Stärkung des gesamten Immunsystems. Vor diesem Hintergrund und auf Basis der ersten analysierten Informationen nehmen Wissenschaftler bisweilen an, dass Sulforaphan für eine dauerhafte Steigerung der Fähigkeiten des Immunsystems sorgt. Nachfolgende Studien in diesem Bereich verfolgen das Ziel, erste Annahmen bzw. die bislang erstellten Mutmaßungen nachträglich zu untermauern.

In diesem Zusammenhang ist eine in Indien durchgeführte Studie zu dem Ergebnis gekommen, dass Sulforaphan besonders Erkältungen verhindern kann. Der Wirkstoff steigerte während der Untersuchungen die Aktivitäten von natürlichen Killerzellen erheblich. Darüber hinaus wurde die Bildung von körpereigenen Antikörpern im Organismus drastisch erhöht. Diese ersten Studienergebnisse sind jedoch lediglich ein erster Ansatz. Aus diesem Grund haben zahlreiche Forscherteams auf der ganzen Welt beschlossen, weitere Daten zu sammeln und die bisherigen Erkenntnisse zu präzisieren.
(Studie: “Quelle 4”)

Weblinks

Quellen

Quelle 1: https://www.sciencedirect.com/science/article/abs/pii/S0006291X16302881
Quelle 2: https://www.ncbi.nlm.nih.gov/pmc/articles/PMC2668525/
Quelle 3: https://pubmed.ncbi.nlm.nih.gov/23983046/
Quelle 4: https://pubmed.ncbi.nlm.nih.gov/16997793/