Methionin – Die unterschätzte Aminosäure

Zuletzt aktualisiert am 13. Februar 2023 von Andrea Meurer

Methionin ist eine essenzielle Aminosäure, die für zahlreiche Prozesse im menschlichen Körper entscheidend ist – jedoch nicht selbst hergestellt werden kann. Die ausreichende Zufuhr über die Ernährung spielt daher eine wichtige Rolle.

Das Wichtigste auf einen Blick

  • einzige schwefelhaltige Aminosäure
  • Baustein mehrerer Eiweiße
  • an zahlreichen Stoffwechselvorgängen beteiligt
  • kann den pH-Wert des Urins verändern
  • therapeutischer Einsatz bei verschiedenen Problemen
  • Wirkung als Antioxidans
  • Unterstützung bei der Entgiftung
  • Beteiligung an der Hormonbildung
  • Vorkommen in zahlreichen Nahrungsmitteln
  • Versorgung des Körpers mit Schwefel

Was ist Methionin?

Methionin ist die einzige schwefelhaltige essenzielle Aminosäure. Sie ist essenziell, da sie der menschliche Organismus nicht selbst bilden kann, aber zum Überleben benötigt. Aufgrund dessen muss sie regelmäßig und in ausreichenden Mengen über die Nahrung zugeführt werden. Anderenfalls entstehen Mangelzustände, die mit erheblichen Beschwerden einhergehen.

Es ist einer der Bausteine für Proteine und wird für verschiedene Funktionen im Körper benötigt, darunter die Produktion von Enzymen, Antikörpern und Hormonen sowie die Regeneration von Gewebe und die Entgiftung des Körpers. Methionin ist auch eine Vorläufersubstanz für andere Stoffe, einschließlich Cystein und S-Adenosylmethionin (SAMe), die für die Gesundheit wichtig sind. Methionin kann über verschiedene Lebensmittel, darunter Fleisch, Fisch, Milchprodukte und Eier, aufgenommen werden.

Welche Funktionen hat Methionin?

Über die Nahrung wird Methionin aufgenommen. Im Körper wird die Aminosäure in die aktive Form S-Adenosyl-Methionin umgewandelt.

Beide Substanzen erfüllen zahlreiche Funktionen. Zu diesen gehören:

  • Abbau von Histamin
  • Ansäuerung des Urins
  • Ausscheidung von körperfremden Stoffen / Entgiftung
  • Baustein von Eiweißen
  • Bildung von Hormonen
  • Bildung von Neurotransmittern
  • entscheidend für Wachstum und Regeneration
  • Unterstützung von Molekülbildung
  • Vorstufe von Cystein, Glutathion und Taurin

Aus diesen Funktionen und Wirkungen ergibt sich eine ganze Reihe von Bereichen, die direkt oder indirekt von der Aminosäure beeinflusst werden. Das bringt bei einem Defizit erhebliche Nachteile, Einschränkungen und Beschwerden mit sich. Zugleich entstehen daraus in therapeutischer Hinsicht jedoch auch Vorteile.

Versorgung mit Methionin – Dosis und Empfehlungen

Die empfohlene Tagesdosis für Methionin variiert je nach Alter und Geschlecht. Die allgemeine Empfehlung für erwachsene Frauen liegt bei etwa 35 mg pro Kilogramm Körpergewicht, während für erwachsene Männer eine Dosis von 55 mg pro Kilogramm Körpergewicht empfohlen wird. Schwangere Frauen und stillende Mütter können eine höhere Dosis benötigen, um ihre Bedürfnisse und die ihres ungeborenen oder stillenden Kindes zu decken.

Eine Zufuhrempfehlung für Methionin der Deutschen Gesellschaft für Ernährung (DGE) gibt es nicht.

Abhängig von bestehenden Krankheiten oder Neigungen kann der individuelle Bedarf jedoch ohnehin sehr unterschiedlich ausfallen. Dies zeigt sich unter anderem bei den Risikogruppen für einen Methionin-Mangel.

Mögliche Nebenwirkungen bei zu hohen Dosierungen

Eine Überdosierung von Methionin kann zu einer Reihe von Nebenwirkungen führen, die sich auf den Körper und die Gesundheit auswirken können. Hier sind einige der möglichen Nebenwirkungen:

  1. Übermäßige Harnsäurebildung: Methionin ist ein Vorläufer für die Produktion von Harnsäure, einer chemischen Verbindung, die bei hohen Konzentrationen im Blut zu Gicht führen kann.
  2. Leberschäden: Methionin kann bei hohen Dosierungen zu einer Überlastung der Leber führen, was zu Schäden an den Leberzellen und zu einer verminderten Leberfunktion führen kann.
  3. Störungen des Wasser-Elektrolythaushalts: Eine Überdosierung von Methionin kann zu einem Anstieg des Calciumspiegels im Blut führen, was zu einer Veränderung des Wasser-Elektrolythaushalts und zu einer Dehydration führen kann.
  4. Veränderungen des Säure-Base-Haushalts: Methionin kann den Säure-Base-Haushalt im Körper beeinflussen, was zu einer Übersäuerung des Blutes und zu einer Veränderung des Elektrolythaushalts führen kann.
  5. Nierenschäden: Eine Überdosierung von Methionin kann zu einer Überlastung der Nieren führen, was zu einer verminderten Nierenfunktion und zu Nierenschäden führen kann.

Es ist wichtig zu beachten, dass die genauen Auswirkungen einer Überdosierung von Methionin von einer Vielzahl von Faktoren abhängen, wie Alter, Geschlecht, Gewicht und Gesundheitszustand. Es ist daher wichtig, die Empfehlungen für die Dosis von Methionin genau zu befolgen und bei jeglichen Anzeichen einer Überdosierung sofort einen Arzt aufzusuchen.

Vorkommen von Methionin in der Nahrung

Methionin kommt in geringen Mengen in zahlreichen pflanzlichen und tierischen Lebensmitteln vor.

Besonders gute Lieferanten sind:

  • Hülsenfrüchte
  • Nüsse
  • Hirse
  • Käse
  • fettreicher Fisch
  • Fleisch
  • Wurst

Risikofaktoren und -gruppen für Methionin-Mangel

Zu den möglichen Risikofaktoren für einen Methionin-Mangel gehören:

  • Allergien
  • Blasenentzündungen
  • Lebererkrankungen
  • Schwermetallvergiftung

In den genannten Fällen ist der Bedarf an der Aminosäure erhöht, da sie schneller verbraucht und ausgeschieden wird. Gegebenenfalls reicht die Zufuhr über die Ernährung dann nicht mehr aus, um ihn vollständig zu decken.

Die Ernährung ist ein weiterer Faktor, der ein erhöhtes Risiko für ein Defizit darstellen kann. Crash-Diäten, einseitige oder Mangelernährung können sich dabei für mehr als eine Unterversorgung verantwortlich zeigen.

Anzeichen eines Methionin-Mangels

Wenn ein Defizit an der Aminosäure Methionin besteht, kann sich das auf verschiedenen Wegen äußern. Zu den möglichen Anzeichen gehören:

  • Abgeschlagenheit, Müdigkeit bis hin zur Lethargie
  • depressive Verstimmungen
  • eingeschränkte Leberfunktion
  • Einschränkungen beim Wasserlassen
  • erhöhtes Risiko für Arteriosklerose
  • gesteigerte Infektanfälligkeit
  • Haarausfall
  • Verschlimmerung allergischer Beschwerden
  • Wassereinlagerungen vorrangig in Armen und Beinen

Allerdings handelt es sich hierbei nicht um eindeutige Hinweise auf eine Unterversorgung mit Methionin. Es ist in jedem Fall eine ärztliche Abklärung erforderlich, um den genauen Auslöser zu finden und im Anschluss eine zielgerichtete und abgestimmte Behandlung durchführen zu können.

Methionin im therapeutischen Einsatz

Aufgrund seiner Funktionen kann Methionin zu therapeutischen und prophylaktischen Zwecken eingesetzt werden. Hierfür bietet es sich an, bei der Auswahl der Lebensmittel vorrangig Speisen zu wählen, die reich an der Aminosäure sind oder ein Nahrungsergänzungsmittel zu verwenden.

Aufgrund der möglichen Nebenwirkungen und Überdosierungen sollte zuvor ärztlicher Rat eingeholt und die Dosis nicht zu hoch angesetzt werden.

Zur Vermeidung von Wechselwirkung sind hierbei alle derzeit eingenommenen Medikamente zu nennen.

Methionin bei Allergien

Die essenzielle Aminosäure ist am Abbau von Histamin beteiligt. Dieser Stoff wird bei einer allergischen Reaktion in großen Mengen ausgeschüttet und zeigt sich unter anderem verantwortlich für die Schwere der Beschwerden.

Je schneller er abgebaut wird, umso schneller klingen auch Schwellungen, Reizungen und Juckreiz ab.

Bei Allergikern werden daher größeren Mengen an Methionin verbraucht, weswegen eine erhöhte Zufuhr sinnvoll ist und lindernd wirken kann.

Methionin bei Harnwegsinfekten und Blasensteinen

Methionin säuert den pH-Wert des Harns an. Dadurch können sich zum einen Bakterien schlechter ansiedeln und ausbreiten. Zum anderen wird die Auflösung von Blasensteinen begünstigt.

In beiden Fällen kann die Aminosäure sowohl vorbeugend als auch unterstützend bei der Behandlung wirken.

Wichtig ist hierbei wiederum, dass bei häufiger auftretenden Harnwegsinfekten oder bei einer Neigung zu Blasensteinen mehr Methionin verbraucht wird und dadurch der Bedarf steigt.

Methionin bei Depressionen

Die Aminosäure wird bei der (unterstützenden) Behandlung von depressiven Verstimmungen und Depressionen eingesetzt. Die Aminosäure soll einen positiven Effekt aufweisen.

Allerdings ist dieser Bereich noch nicht vollständig erforscht. Daher ist wiederum Vorsicht angeraten, um eine Überdosierung zu vermeiden.

Methionin bei Lebererkrankungen

Methionin hilft bei der entgiftenden Funktion der Leber und kann unter anderem auch Schwermetalle binden sowie deren Ausscheidung aus dem Körper begünstigen.

Bei Lebererkrankungen ist die Leber geschwächt, was die entgiftende Funktion einschränken kann. Die Aminosäure hilft in diesen Fällen dabei, dennoch eine Entgiftung erfolgen lassen zu können und schont zugleich die Leber.

Methionin bei oxidativem Stress

Oxidativer Stress kann durch Umwelteinflüsse aufkommen oder von Krankheiten ausgehen. Da Methionin als Antioxidans wirkt, kann sie dadurch entstehende Zellschäden verhindern oder zumindest in ihrem Ausmaß deutlich reduzieren.

Es kommt daher unter anderem bei Krankheiten zum Einsatz, die verstärkt mit oxidativem Stress einhergehen. Dabei handelt es sich beispielsweise um chronisch-entzündliche Erkrankungen, Diabetes und Alzheimer.

Auch ohne bereits bestehende Beschwerden kann bei einer absehbaren Mehrbelastung mit freien Radikalen die Zufuhr an Methionin erhöht werden und so prophylaktisch zum Einsatz kommen.

Methionin bei Osteoarthritis

Osteoarthritis ist eine schmerzhafte, degenerative Erkrankung der Gelenke. Hiermit gehen erhebliche entzündliche Prozesse einher.

Methionin kann darauf einen hemmenden Effekt haben und somit die Beschwerden verbessern. Entsprechende Forschungen hierzu laufen weiterhin, um zusätzliche Verbesserungen zu erzielen.

Methionin für Regeneration und Aufbau

Als eine der neun essenziellen Aminosäuren ist Methionin ein Baustein für viele Eiweiße im menschlichen Körper und bei Tieren. Dadurch spielt es beim Muskelaufbau und der Regeneration nach Anstrengung eine entscheidende Rolle.

Sportler, die ihre Leistung steigern und Muskelmasse vergrößern wollen, erhöhen häufig die Aminosäure-Aufnahme. Dazu sollte auch Methionin gehören. In kombinierten Präparaten und Proteinpulvern ist darauf zu achten, dass diese Aminosäure ebenfalls aufgeführt ist.

Welche Darreichungsformen und Dosierungen gibt es bei Methionin

Methionin findet sich in Form von Tabletten, Kapseln und Pulver sowie in unterschiedlichen Konzentrationen. Dadurch ist für jeden Bedarf das passende Präparat erhältlich.

Das gilt auch in Hinblick auf Kombinationspräparate und reines Methionin. Bei einer insgesamt eingeschränkten Ernährung fehlt mehr als nur eine Aminosäure. Hier bietet sich also ein kombiniertes Präparat oder eine Ernährungsumstellung an.

Geht es hingegen um die gezielte Ansäuerung des Urins zur Vermeidung von weiteren Harnwegsinfekten oder zur Auflösung von Steinen bewährt sich Methionin in purer Form.

Zu diesem Zweck finden sich entsprechend dosierte Methionin-Tabletten. Wiederum gilt dabei, dass vor der Einnahme eine ärztliche Abklärung und individuelle Einstellung der Dosierung erfolgen müssen.

Methionin auf natürliche Weise erhöhen

Eine gesunde und ausgewogene Ernährung ist die beste Basis für eine ausreichende Versorgung mit Methionin, anderen Aminosäuren und Vitalstoffen. Vor allem Vollkornprodukte, Fisch und Meeresfrüchte, Nüsse und Hülsenfrüchte bieten sich hierfür an.

Da die Aminosäure in nahezu allen Lebensmitteln in geringeren Mengen enthalten ist, summiert sich die Aufnahme über den Tag verteilt. Das gilt insbesondere dann, wenn möglichst auf unbehandelte Speisen zurückgegriffen und der Speiseplan etwas erweitert wird. Reis, Hirse, Gemüse und Sojabohnen, aber auch Paranüsse liefern direkt größere Mengen des essenziellen Methionins. Sie landen bei vielen jedoch nur selten auf dem Tisch.

Wer aus verschiedenen Gründen eine einseitige Ernährung hat und zugleich einen erhöhten Bedarf an Methionin aufweist, sollte über die Supplementierung nachdenken – diese jedoch auch als Zusatz und nicht als vollständigen Ersatz für eine gesunde Lebens- und Ernährungsweise verstehen.

Methionin als zusätzliche Therapie

Die essenzielle Aminosäure sollte außer bei einem Ausgleich von nachgewiesenen Mangelerscheinungen lediglich ein begleitender therapeutischer Zusatz sein.

Aufgrund der möglichen Nebenwirkungen und Risiken, die mit einer zu hohen Dosis einhergehen, sollte zuvor eine umfassende Untersuchung stattfinden.

Nur hierdurch wird es möglich, eine optimale Abstimmung zu erreichen.

Welche Form von Methionin ist als Nahrungsergänzung sinnvoll?

Selenmethionin ist eine empfehlenswerte Form, da sie die höchste Absorptionsrate zeigt und im Körper länger gespeichert werden kann. Hierdurch reichen bei Selenmethionin geringere Dosierungen aus, um den vorhandenen Spiegel effektiv zu erhöhen.

Methionin – eine Aminosäure mit bedeutender Wirkung

Methionin ist nur wenigen Menschen bekannt, obwohl es sich bei der Aminosäure um eine bedeutende und lebenswichtige Substanz handelt. Es hilft bei der Synthese von Proteinstoffen und spielt eine wichtige Rolle bei der Entgiftung des Körpers und der Regulierung des Hormonspiegels. Benötigt wird es auch für die Gesundheit von Haut, Haaren und Nägeln sowie für die Gesundheit der Leber und der Nieren.

Durch gesteigertes Wissen und Bewusstsein für die Auswirkungen wird es jedoch deutlich leichter, die Versorgung sicherzustellen und einen Mangel frühzeitig zu erkennen.

Dadurch ist es wiederum gegeben, Schäden und Beschwerden ebenso wie schwere Verläufe zu verhindern oder Methionin als zusätzliche Hilfe zu nutzen, um bei bereits bestehenden Problemen gezielt entgegenzuwirken.

Die Versorgung über die Nahrung sollte dabei immer die erste Wahl sein. Ist dies nicht möglich oder reichen Lebensmittel allein nicht aus, finden sich mittlerweile ausreichend Produkte für jeden Bedarf.

Quellen