Zuletzt aktualisiert am 28. Februar 2023 von Dr. med. Andrea Weidemann
Kryptopyrrolurie (KPU) ist eine Stoffwechselstörung, bei der eine erhöhte Ausscheidung von Pyrrolen im Urin vorliegt. Pyrrole sind Abbauprodukte von Häm, einem Bestandteil von roten Blutkörperchen, und sie binden normalerweise an Zink und Vitamin B6 im Körper. Bei Menschen mit KPU werden jedoch zu viele Pyrrole produziert, die sich an Zink und Vitamin B6 binden und aus dem Körper ausgeschieden werden. Dadurch kann es zu einem Mangel an diesen wichtigen Nährstoffen im Körper kommen, was zu einer Reihe von gesundheitlichen Problemen führen kann.
Hier sind einige wichtige Fakten über Kryptopyrrolurie:
- Kryptopyrrolurie ist eine erbliche Stoffwechselstörung, die häufiger bei Frauen als bei Männern auftritt.
- Die Symptome von KPU können sehr unterschiedlich sein, aber zu den häufigsten gehören Müdigkeit, Depressionen, Angstzustände, Konzentrationsprobleme, Gedächtnisprobleme, Schlafstörungen und Muskelkrämpfe.
- Eine Diagnose von KPU erfolgt in der Regel durch einen speziellen Urintest, der die Konzentration von Pyrrolen im Urin misst.
- Die Behandlung von KPU besteht in erster Linie aus der Supplementierung von Zink und Vitamin B6, um den Mangel an diesen Nährstoffen auszugleichen.
- Andere Nahrungsergänzungsmittel wie Omega-3-Fettsäuren, Magnesium und Vitamin D können ebenfalls hilfreich sein.
- Eine gesunde Ernährung, die reich an Obst, Gemüse und Vollkornprodukten ist, kann ebenfalls dazu beitragen, die Symptome von KPU zu lindern.
- Es ist wichtig zu beachten, dass KPU eine komplexe Erkrankung ist, die oft mit anderen gesundheitlichen Problemen zusammenhängt, wie beispielsweise Schilddrüsenproblemen oder Verdauungsstörungen. Eine umfassende Untersuchung und Behandlung durch einen qualifizierten Arzt oder Therapeuten ist daher empfehlenswert.
- Einige alternative Therapien wie Akupunktur, Homöopathie und Kräutermedizin können auch zur Behandlung von KPU eingesetzt werden, sollten aber immer in Absprache mit einem qualifizierten Therapeuten erfolgen.
- Menschen mit KPU sollten auch auf die Vermeidung von Stress achten und sich ausreichend Ruhe und Erholung gönnen, da Stress die Symptome verschlimmern kann.
- Die Prognose für Menschen mit KPU ist in der Regel gut, wenn sie eine angemessene Behandlung erhalten und ihren Lebensstil anpassen, um ihre Gesundheit zu unterstützen.
Was ist Kryptopyrrolurie (KPU)?
Bei Kryptopyrrolurie (kurz: KPU) handelt es sich nicht um eine Krankheit im eigentlichen Sinne. Vielmehr versteht man hierunter eine Stoffwechselstörung, die zu unterschiedlichen Krankheiten führen kann.
Entdeckt wurde die Stoffwechselstörung bereits in den 1960er Jahren im Zusammenhang mit Urinuntersuchungen von Patienten mit Schizophrenie. Es wurde festgestellt, dass die Proben in überdurchschnittlichem Ausmaß eine Substanz enthielten, die später als Kryptopyrrol bezeichnet wurde. Der Stoff stellt eine chemische Verbindung dar, die aus Pyrrolen besteht, die an Mangan, Zink und Vitamin B6 gebunden sind.
Nicht-Medizinern wie mir und Dir ist der Begriff Pyrrol wahrscheinlich eher nicht so geläufig. Hierunter versteht man ein Abbauprodukt des Häm-Moleküls. Das Häm-Molekül ist wiederum Bestandteil des Hämoglobin, also des roten Blutfärbstoffes.
Die Mineralstoffe Zink und Mangan sowie Vitamin B6 sind maßgeblich an wichtigen biochemischen Prozessen beteiligt, die im Rahmen der Synthese von Neurotransmittern und Hormonen (auch den Glückshormonen) benötigt werden. Da die Stoffe jedoch an die Pyrrole gebunden und mit dem Urin ausgeschieden werden, entsteht über kurz oder lang ein Nährstoffmangel im Körper.
Des Weiteren hat sich gezeigt, dass Patienten mit Kryptopyrrolurie einen erhöhten Bedarf an Vitamin D3 aufweisen, sodass auch hier langfristig ein Mangel entstehen kann. Vitamin D ist auch als Sonnenhormon bekannt, da es in der Regel durch Sonnenlicht gebildet wird. Ihm wird eine positive Wirkung auf die Stimmung nachgesagt.
Die Folge des Mangels an den genannten Vitaminen und Mineralien sind unterschiedliche Krankheiten, Befindlichkeitsstörungen und Mangelerscheinungen, wie zum Beispiel:
- Angststörungen
- Panikattacken
- Depressionen
- Konzentrationsstörungen und Vergesslichkeit
- ADS beziehungsweise ADHS
- starkes Müdigkeitsgefühl
- ständige Erschöpfung
- Einschlaf- und Durchschlafstörungen
- Antriebslosigkeit
- Isolation
- Schilddrüsenstörungen
Darüber hinaus klagen Personen mit Kryptopyrrolurie über andauernde Magen- und Darmbeschwerden sowie eine außerordentliche Infektanfälligkeit. Typisch ist auch das Halswirbelsäulensyndrom (HWS-Syndrom), das jedoch kein Symptom der Stoffwechselkrankheit ist, sondern diese mitverursacht. Das Syndrom bringt nämlich das biochemische Gleichgewicht durcheinander.
Wie kannst Du herausfinden, ob Du an Kryptopyrrolurie leidest?
Solltest Du mehrere der oben genannten Symptome an Dir feststellen, lohnt es sich, die Kryptopyrrolurie als Diagnose in Betracht zu ziehen. Auch wenn Du seit Jahren an einer Angststörung oder an einer Depression ohne weitere Beschwerden leidest, kann ein Test auf Kryptopyrrolurie sinnvoll sein.
Die gute Nachricht lautet: Der Nachweis ist weder kompliziert, noch kostspielig. Im medizinischen Fachhandel sind spezielle Test-Sets erhältlich, die anhand einer Urinprobe schnell Klarheit verschaffen.
Auch wenn Du bereits vor Jahren ein negatives Testergebnis hattest, kann ein erneuter Test auf Kryptopyrrolurie nicht schaden. Denn die Stoffwechselstörung kann sowohl angeboren sein als auch in jedem Lebensstadium erworben werden.
Pyrrolurie Screening Test
In den meisten Fällen sind bei von Pyrrolurie betroffenen Menschen nur einiger der folgenden Symptome erkennbar. Markiere die Symptome, die bei dir aufgetreten sind:
- Hast Du eine helle Haut und in jüngeren Jahren öfter einen Sonnenbrand?
- Verlierst Du Haare auf dem Kopf, an den Augenbrauen oder Wimpern oder hast Du vorzeitig graue Haare?
- Träumst Du manchmal schlecht oder hast Du Albträume?
- Wirst Du mit zunehmendem Alter immer einsamer? Vermeidest Du Stress von außen, weil er dein emotionales Gleichgewicht stört?
- Warst Du in der Kindheit oft ängstlich oder fühltest Du eine innere Spannung? Hast Du diese Gefühle meistens vor anderen versteckt?
- Ist es schwer, dich an vergangene Ereignisse und Menschen in deinem Leben zu erinnern?
- Hast Du Depressionen und / oder nervöse Erschöpfung?
- Leidest Du unter Cluster-Kopfschmerzen?
- Sind deine Augen empfindlich gegenüber Sonnenlicht?
- Waren alle Kinder in deiner Familie Mädchen? Hast Du Schwestern mit ähnlichen Symptomen?
- Bekommst Du häufige Erkältungen oder Infektionen oder ungeklärten Schüttelfrost oder Fieber?
- Isst Du eiweißhaltige Nahrung nicht sehr gern? Warst Du schon mal Vegetarier?
- Hast Du die Pubertät später als normal erreicht?
- Sind auf deinen Fingernägeln weiße Flecken oder Flächen? Sind die Nägel sehr dünn?
- Bist Du anfällig für Akne, Ekzeme oder Schuppenflechte?
- Bevorzugst Du die Gesellschaft von ein oder zwei engen Freunden statt einer Versammlung von Menschen?
- Hast Du Schwangerschaftsstreifen auf deiner Haut?
- Hast Du bei Krankheit oder Stress einen süßen Geruch (fruchtigen Geruch) in deinem Atem oder Schweiß bemerkt?
- Hattest Du oder hast Du zur Zeit eng stehende Frontzähne?
- Isst Du kein Frühstück oder hast Du oft leichte Übelkeit am Morgen?
- Sieht dein Gesicht bei starker Belastung manchmal geschwollen aus?
- Hast Du schlechten Appetit oder einen schlechten Geruchs- oder Geschmackssinn?
- Hast Du Oberbauchschmerzen oder Milzschmerzen? Hattest Du als Kind öfter Seitenstiche, wenn Du gelaufen bist?
- Konzentrierst Du dich eher auf dich selbst als auf die äußere Welt?
- Leidest Du häufig unter Müdigkeit?
- Fühlst Du in Gegenwart von Fremden unwohl?
- Hast Du Muskel- oder Gelenkschmerzen im Knie?
- Zeigst Du eine Überreaktion auf Beruhigungsmittel, Barbiturate, Alkohol oder andere Drogen – so dass schon geringe Mengen eine starke Reaktion hervorrufen?
- Stört es dich, in einem Restaurant mitten im Raum zu sitzen?
- Leidest Du an Blutarmut?
- Hast Du oft kalte Hände und / oder Füße?
- Bist Du durch Kritik innerlich leicht verärgert?
- Leidest Du an morgendlicher Verstopfung?
- Hast Du öfter Kribbeln oder Muskelkrämpfe in den Beinen oder Armen?
- Verursachen Veränderungen in deiner täglichen Routine Stress, wie zum Beispiel Reisen oder neue Situationen?
- Neigst Du dazu, von einer Person abhängig zu werden, die Du in dein Leben lässt?
Eine Punktzahl von 15 oder mehr zeigt an, dass diagnostische Maßnahmen eingeleitet werden sollten. Wichtig ist außerdem, dass Stress, Leistungsdruck und Misserfolge eine Verstärkung der Symptome zur Folge haben.
Wenn Du an Pyrrolurie leidest sollte die Funktion der Nebennieren überprüft werden. Die Krankheit bewirkt, dass als Reaktion auf Angstzustände häufig Adrenalin freigesetzt wird. Das kann zu gesundheitsgefährdenden Nebenwirkungen führen.
Wie kannst Du Deine Kryptopyrrolurie behandeln?
Bereits in den 1960er Jahren, als man die Kryptopyrrolurie entdeckte, entwarfen Mediziner aus der Fachrichtung der Orthomolekularen Psychiatrie ein Therapie-Programm. Die orthomolekulare Medizin gilt als alternative medizinische Richtung, die versucht, ein biochemisches Ungleichgewicht durch die gezielte Einnahme von Vitaminen, Spurenelementen und Mineralstoffen auszugleichen.
Im Fall der Kryptopyrrolurie wird ein Therapie-Plan mit vier Elementen empfohlen:
Allgemeine Ernährungsumstellung
Kryptopyrrolurie geht häufig mit Allergien und Nahrungsmittelunverträglichkeiten einher. Daher wird zu einer besonders leichten Kost geraten, die frei von den typischen problematischen Lebensmitteln wie Laktose oder Gluten ist. Kohlehydrate sollten weitestgehend reduziert werden. Außerdem sollte die Ernährung möglichst schadstoffarm sein.
Nahrungsergänzungsmittel
Der Mangel an Nährstoffen muss möglichst effizient mit Nahrungsergänzungsmitteln ausgeglichen werden. Bei schwerwiegenden Fällen kann eine Infusion sinnvoll sein.
Hier sind einige Nahrungsergänzungsmittel, die bei KPU helfen können:
- Zink: Zink ist ein wichtiger Nährstoff, der bei der Regulation des Immunsystems und der Entgiftung des Körpers hilft. Bei KPU kann es aufgrund der erhöhten Ausscheidung von Pyrrolen zu einem Mangel an Zink kommen. Eine Supplementierung mit Zink kann dazu beitragen, den Zinkmangel im Körper auszugleichen.
- Vitamin B6: Vitamin B6 ist ein weiterer wichtiger Nährstoff, der bei der Bildung von Neurotransmittern und der Regulation des Stoffwechsels hilft. Bei KPU kann es aufgrund der Bindung von Pyrrolen an Vitamin B6 zu einem Mangel kommen. Eine Supplementierung mit Vitamin B6 kann dazu beitragen, den Mangel im Körper auszugleichen.
- Vitamin C: Vitamin C ist ein starkes Antioxidans und kann dazu beitragen, den Körper vor oxidativem Stress zu schützen. Es kann auch die Absorption von Zink und anderen Nährstoffen im Körper verbessern, was bei der Behandlung von KPU hilfreich sein kann.
- Omega-3-Fettsäuren: Omega-3-Fettsäuren können dazu beitragen, Entzündungen im Körper zu reduzieren und die Gesundheit des Herzens zu unterstützen. Sie können auch bei der Verbesserung der Gehirnfunktion helfen, was bei KPU von Vorteil sein kann.
- Magnesium: Magnesium ist ein wichtiger Nährstoff, der bei der Entgiftung des Körpers und der Regulierung des Stoffwechsels hilft. Es kann auch bei der Verbesserung der Muskel- und Nervenfunktion helfen.
Entgiftung
Beobachtungen legen nahe, dass die Leberenzyme nur eingeschränkt funktionieren. Damit die Leber gestärkt wird, sollte regelmäßig entgiftet werden. Einige Alternativmediziner propagieren insbesondere die Ausleitung toxischer Metalle.
Stressabbau
Wissenschaftler vermuten zwar einerseits, dass Menschen eine Veranlagung zu Kryptopyrrolurie haben. Andererseits geht man jedoch davon aus, dass Stress die Stoffwechselstörung auslösen kann. Je nach Vorliebe kann Joggen ebenso sinnvoll sein wie Yoga oder ein Waldspaziergang. Wer nicht mehr allein entspannen kann, sollte sich eine entsprechende professionelle Therapie suchen.
Weblinks
- KPU: Ursache vieler Beschwerden: https://www.zentrum-der-gesundheit.de/krankheiten/rheuma-knochen-gelenke/weitere-rheuma-erkrankungen/kpu
- Die KryptoPyrrolurie in der Umweltmedizin: eine valide Diagnose?
- Hämopyrrolurie / Kryptopyrrolurie. https://www.dr-drees.de/diagnostik/haemopyrrolurie-kryptopyrrolurie/
- Kryptopyrrolurie – was ist davon zu halten? In: Arznei-Telegramm, 43:87. https://www.arznei-telegramm.de/html/htmlcontainer.php3?produktid=087_01&artikel=1210087_01k
Hensel, C. (2018). Kryptopyrrol im Urin. Ein unbemerkter und folgenschwerer Vitalstoffverlust. In: https://www.naturheilpraxishensel.de/diagnostik/kryptopyrrolurie-kpuhpu/