Pepsin – ein wichtiges Enzym der Verdauung

Zuletzt aktualisiert am 9. Februar 2023 von Dr. med. Andrea Weidemann

Pepsin ist eines der wichtigsten eiweißverdauenden Enzyme. Alle anderen Enzyme, die die Proteine im Darm abbauen, sind von Pepsin abhängig. Wissenschaftler vermuten, dass es bei Verdauungsstörungen und zu wenig Magensäure helfen könnte.

Kohlenhydrate, Fette und Eiweiße werden als Makronährstoffe bezeichnet. Sie sind jene Bestandteile der Nahrung, die die meiste Energie liefern, also die höchste Energiedichte aufweisen. Diese müssen, bevor sie im Dünndarm vom Körper aufgenommen und weiterverwendet werden können, in kleinere Bestandteile aufgespalten werden. Diese Aufgabe erledigen sogenannte Verdauungsenzyme, welche bereits im Mund, dann im Magen, aber auch im Dünndarm ihre Wirkung entfalten.

In diesem Artikel soll es speziell um das Pepsin gehen, welches dafür zuständig ist, die mit der Nahrung aufgenommenen Eiweiße in kleinere Einheiten, nämlich in Peptide und Aminosäuren zu spalten. Der Körper benötigt diese hauptsächlich als Bausteine für den Aufbau verschiedenster Gewebe und Organe.

Zu Beginn die wichtigsten Fakten zu Pepsin in Kürze:

  • Pepsin wird aus seiner inaktiven Vorstufe Pepsinogen im Magen gebildet
  • Es ist zuständig für die Verdauung und Aufspaltung von Eiweißen aus der Nahrung
  • Bei einem Mangel kann es zu Verdauungsproblemen wie Blähungen, Übelkeit, Durchfall und einem Vitaminmangel kommen
  • eine zusätzliche Einnahme von Pepsin als Nahrungsergänzungsmittel kann sinnvoll sein, um die Verdauung zu unterstützen
  • Ein Pepsin-Mangel und ein HCl-Mangel können eine ursächliche Rolle bei der Entstehung der gastroösophagealen Refluxkrankheit spielen
  • Diese ist gekennzeichnet durch einen vermehrten Rückfluss von Mageninhalt in die Speiseröhre und geht oft mit Symptomen wie Sodbrennen einher
  • Dosierungsangaben und Gegenanzeigen zur Einnahme von Pepsin und Betain-HCl sind zu beachten, um mögliche Nebenwirkungen zu vermeiden

Wo wird das Pepsin gebildet, wo kommt es her?

Die Magenschleimhaut kleidet das Innere des Magens aus. Teil dieser Schleimhaut sind bestimmte Zellen, die sogenannten Hauptzellen. In diesen wird “Pepsinogen” gebildet. Es handelt sich dabei um eine inaktive Vorstufe des Verdauungsenzyms Pepsin. Dieses wird über die Magenschleimhaut ins Innere des Magens abgegeben und trifft dort auf ein sehr saures Milieu. Da der Magensaft Salzsäure enthält, herrscht im Magen ein niedriger pH-Wert zwischen 1,0 und 1,5. Solch saure Bedingungen führen dazu, dass vom Pepsinogen ein Teil abgespalten wird; übrig bleibt das aktive Verdauungsenzym Pepsin, das nun seine Aufgabe als “Eiweißverdauer” erfüllen kann. Würde dieser Mechanismus der verzögerten Aktivierung nicht vorhanden sein, bestünde die Gefahr, dass das Enzym bereits in der Zelle zu arbeiten beginnt und Zellbestandteile beschädigt oder zerstört.

Was sind die Aufgaben des Pepsins?

Die Hauptaufgabe des Pepsins liegt darin, die mit der Nahrung aufgenommenen Proteine in ihre kleineren Bestandteile, Aminosäuren und Peptide zu spalten. Diese können danach vom Dünndarm aufgenommen werden. Zu den Nahrungsmitteln, die viel Protein enthalten, zählen vor allem tierische Produkte wie Fleisch, Fisch, Eier und Milchprodukte. Pflanzliches Eiweiß kommt vermehrt in Hülsenfrüchte wie Bohnen, Linsen oder Kichererbsen vor.

Welche Symptome können bei einem Pepsinmangel auftreten und was sind die Ursachen dafür?

Produziert der Körper zu wenig Pepsin oder zu wenig Salzsalzsäure, die für die Aktivierung und optimale Funktion des Enzyms nötig ist, können verschiedene Symptome auftreten. Zu diesen zählen:

  • Verdauungsbeschwerden
  • Blähungen
  • Magenschmerzen
  • Verstopfung
  • Durchfall

Da durch einen Mangel an Pepsin und Salzsäure die Nährstoffaufspaltung, die weitere Verdauung und Resorption der Nährstoffe beeinträchtigt ist, können auch Nährstoffmängel, wie etwa ein Mangel an Vitamin B12 die Folge sein.

Es gibt verschiedene Ursachen, die zu einem Mangel an Pepsin führen können. Dazu zählen:

  • Nährstoffmangelzustände durch zu geringe Kalorienzufuhr
  • eine längerfristige Einnahme von Protonenpumpenhemmer; diese blockieren die Bildung von Magensäure
  • das Trinken von zu viel Wasser während sowie kurz vor und kurz nach Mahlzeiten
  • übermäßiger Stress

Kann eine zusätzliche Einnahme von Pepsin in Form eines Nahrungsergänzungsmittels sinnvoll sein?

Treten oben genannte Beschwerden auf, sollten diese zuerst ärztlich abgeklärt werden. Sind andere Ursachen auszuschließen und liegt die Vermutung nahe, dass ein Mangel an Pepsin daran beteiligt sein könnte, ist es durchaus in Erwägung zu ziehen, die Verdauung mit einer zusätzlichen Zufuhr von Pepsin zu unterstützen.

Hierzu gibt es Präparate wie etwa den Pepsinwein oder Betain-HCL-Pepsin-Kapseln. Beide Supplemente enthalten neben Pepsin zusätzliche Salzsäure und wirken verdauungsfördernd und magenstärkend.

Die gastroösophageale Refluxkrankheit

Viele kennen lästiges Sodbrennen. Oft treten diese Beschwerden nur punktuell auf und sind meist durch zu fettiges Essen in Kombination mit dem Konsum von zu viel Süßigkeiten und Alkohol zu erklären.

Treten Beschwerden längerfristig oder chronisch auf, kann sich dahinter die sogenannte gastroösophageale Refluxkrankheit, kurz GERD, verbergen. Etwa 18 % der Erwachsenen in Deutschland sind davon betroffen. Es handelt sich dabei um ein chronisches Zurückfließen von Magensäure in die Speiseröhre. Dies sollte im physiologischen Zustand nicht passieren, da sich am Ende des Magens ein Schließmuskel befindet, der Speiseröhre und Magen voneinander trennt und somit ein Rückfließen von Magensäure verhindert. Der Grund für die gastroösophageale Refluxkrankheit liegt neben anderen Ursachen meist an einer Funktionsstörung dieses Sphinkters.

Die Schleimhaut des Magens ist robust und hält dem sehr sauren Milieu, das dort vorherrscht, problemlos stand. Nicht so die Speiseröhre; ihre Schleimhaut verträgt den niedrigen pH-Wert zwischen 1,0 und 1,5 nicht. Fließt nun immer wieder saurer Magensaft in die Speiseröhre zurück, kann dies zu einer Reizung bis hin zu Schäden der dort vorliegenden Schleimhaut führen.

Wird die gastroösophageale Refluxkrankheit nicht behandelt, kann es zu Komplikationen wie einer Veränderung der Speiseröhrenschleimhaut bis hin zu Speiseröhrenkrebs kommen.

Die Symptome werden meist mit Medikamenten behandelt, die die Säureproduktion im Magen hemmen. Dies verschafft zwar symptomatische Linderung und schützt die Schleimhaut der Speiseröhre, adressiert das Problem jedoch nicht an der Wurzel.

Ursachen für GERD

Ursache für Reflux ist häufig ein erhöhter intraabdominaler Druck, der durch Übergewicht oder durch zu große Mahlzeiten begünstigt wird. Es kann auch sein, dass durch einen Mangel an Pepsin oder Salzsäure Gase im Magen-Darm-Trakt freigesetzt werden, von Bakterien etwa, die durch die zu geringe Konzentration an Salzsäure nicht ausreichend abgetötet werden. Oder es kommt zu oben genannten Blähungen durch Pepsinmangel. In beiden Fällen steigt der Druck im Magen an. Dies führt unter Umständen dazu, dass erwähnter Schließmuskel nicht mehr richtig schließt, aufgedehnt wird und somit Refluxbeschwerden ausgelöst oder verstärkt werden. In diesem Fall bringen zwar Säureblocker eine Linderung der Symptome, da dadurch weniger Salzsäure in die Speiseröhre zurückfließt; die zugrunde liegende Ursache wird dadurch jedoch möglicherweise verstärkt. Eine Gabe von Pepsinwein oder Betain-HCL-Pepsin-Kapseln könnte paradoxerweise zu einer Linderung führen, die vielmehr an der Wurzel des Problems ansetzt. Durch das zusätzliche Pepsin und die zusätzliche Salzsäure wird die vermehrte Gasbildung und Blähungen im Magen-Darm-Trakt verhindert. Der Druck sinkt, der Sphinkter wird nicht mehr aufgedehnt und kann wieder schließen. Dadurch fließt weniger Mageninhalt in die Speiseröhre zurück und die Beschwerden lassen nach.

Einnahme, Dosierung und Kontraindikationen von Pepsin

Pepsin kann bis zu 3 x täglich zu den Mahlzeiten mit reichlich Flüssigkeit eingenommen werden. Eine Menge von 120 mg sollte insgesamt pro Tag nicht überschritten werden. Weiters ist zu beachten, dass die meisten Pepsin-Präparate zusätzlich Betain-HCl, also Salzsäure enthalten. Von diesem sollte man pro Tag nicht mehr als 1500 mg einnehmen.
Betain-HCl und Pepsin sind für Personen, die H2-Blocker oder Protonenpumpenhemmer einnehmen, nicht geeignet. Bei Verdacht auf Magen- und Zwölffingerdarmgeschwüre sollte Betain-HCl und Pepsin ebenfalls nicht eingenommen werden, da die zusätzliche Salzsäure das Geschwür oder die Entzündung reizen beziehungsweise verstärken könnte.

Fazit

Pepsin ist ein wichtiges Enzym der Verdauung und wird dazu benötigt, Eiweiße aufzuspalten. Es kann sein, dass der Körper zu wenig davon produziert und dieser Mangel zu entsprechenden Symptomen führt. Verdauungsprobleme können vielerlei Ursachen haben und sollten ärztlich abgeklärt werden. Wurden andere Ursachen ausgeschlossen, kann es sein, dass sich hinter den Beschwerden möglicherweise ein Pepsin- oder HCl-Mangel verbirgt. Solange man keine der oben genannten Gegenanzeigen aufweist, kann eine zusätzliche Einnahme von Pepsin oder Salzsäure in adäquater Dosierung sinnvoll sein und im besten Fall zu einer Linderung der Symptome führen.

Quellen

 

Weiterführende Informationen