Neurofeedback Therapie: Verbesserte Konzentration und Leistungsfähigkeit durch Gehirntraining

Zuletzt aktualisiert am 28. Februar 2023 von Dr. med. Andrea Weidemann

  • Neurofeedback ist eine alternative Therapieform, bei der Gehirnwellen gemessen und analysiert werden, um Verhaltens- und Gehirnmuster zu erkennen.
  • Anschließend werden diese Muster in Echtzeit visualisiert und dem Patienten zurückgemeldet, um ihn dazu zu ermutigen, seine Gehirnaktivität zu regulieren.
  • Die Therapie ist nicht-invasiv und schmerzfrei und wird in der Regel von einem zertifizierten Neurofeedback-Therapeuten durchgeführt.
  • Neurofeedback wird zur Behandlung von verschiedenen psychischen und neurologischen Erkrankungen eingesetzt, wie z.B. ADHS, Angststörungen, Depressionen, posttraumatischen Belastungsstörungen, Schlafstörungen, chronischen Schmerzen und Epilepsie.
  • Die Therapie zielt darauf ab, die Gehirnaktivität zu regulieren und zu verbessern, um die Symptome der Erkrankungen zu lindern.
  • Die Wirksamkeit der Neurofeedback-Therapie ist umstritten und es gibt begrenzte wissenschaftliche Nachweise für ihre Effektivität.
  • Die Behandlung ist in der Regel langfristig und erfordert mehrere Sitzungen, um sichtbare Ergebnisse zu erzielen.
  • Die Therapie kann auch zu Hause durchgeführt werden, mit Hilfe von tragbaren Neurofeedback-Geräten, die mit einem Computer oder Mobilgerät verbunden sind.
  • Eine gründliche Evaluation und ein Gespräch mit einem zertifizierten Neurofeedback-Therapeuten sind erforderlich, um festzustellen, ob Neurofeedback eine geeignete Therapieoption ist.

So läuft die Neurofeedback Therapie ab

Die Neurofeedback Therapie basiert auf der Messung der Gehirnaktivität des Patienten. Diese erfolgt durch ein Elektroenzephalogramm (EEG), das von einem Arzt durchgeführt wird. Ein EEG ist völlig schmerzlos, denn es wird lediglich eine Kappe mit Messelektroden dafür benötigt.

Die gemessenen Hirnströme werden an ein dafür konzipiertes Computerprogramm weitergeleitet. All das erfolgt in Echtzeit mit nur wenigen Millisekunden Zeitverzögerung. Die gemessenen Daten sind allerdings nicht nur für den Arzt relevant, sondern sollen dem Patienten als eine Form von Feedback vermittelt werden.

Dieses Feedback kann auf unterschiedliche Art und Weise erfolgen. Moderne Neurofeedback Therapien arbeiten zum Beispiel mit Virtual Reality Umgebungen oder Film- und Musiksequenzen. Basierend auf der operanten Konditionierung müssen Patienten die richtigen Gehirnareale aktivieren, um z. B. eine Filmsequenz klar sehen zu können.

Welche Wirkung kann die Neurofeedback Therapie auf die Gesundheit haben?

Neurofeedback ist eine alternative Therapie, die zur Behandlung von verschiedenen psychischen und neurologischen Erkrankungen eingesetzt wird. Es handelt sich dabei um eine Form der Biofeedback-Therapie, bei der Gehirnwellen gemessen und analysiert werden, um Verhaltens- und Gehirnmuster zu erkennen. Anschließend werden diese Muster in Echtzeit visualisiert und dem Patienten zurückgemeldet, um ihn dazu zu ermutigen, seine Gehirnaktivität zu regulieren. Hier sind einige mögliche gesundheitliche Wirkungen der Neurofeedback-Therapie:

  • Verbesserte Konzentration und Aufmerksamkeit: Neurofeedback kann dazu beitragen, die Konzentration und Aufmerksamkeit bei Kindern und Erwachsenen mit Aufmerksamkeitsdefizit-Hyperaktivitätsstörung (ADHS) zu verbessern. Es kann auch bei Menschen mit Schlaganfällen oder traumatischen Hirnverletzungen angewendet werden, um ihre kognitive Funktion zu verbessern.
  • Verminderte Angstzustände und Depressionen: Neurofeedback kann dazu beitragen, Angstzustände und Depressionen zu reduzieren, indem es die Gehirnaktivität reguliert und die Freisetzung von Endorphinen und anderen Neurotransmittern fördert. Es kann auch bei Menschen mit posttraumatischen Belastungsstörungen (PTBS) angewendet werden, um ihre Symptome zu lindern.
  • Behandlung von Schlafstörungen: Neurofeedback kann dazu beitragen, Schlafstörungen zu behandeln, indem es die Gehirnaktivität reguliert und die Schlafqualität verbessert. Es kann auch bei Menschen mit Schlaflosigkeit, Schlafapnoe oder unregelmäßigem Schlaf-Wach-Rhythmus angewendet werden.
  • Linderung von chronischen Schmerzen: Neurofeedback kann dazu beitragen, chronische Schmerzen zu lindern, indem es die Freisetzung von Endorphinen und anderen Neurotransmittern fördert. Es kann auch bei Menschen mit Fibromyalgie, Migräne oder anderen chronischen Schmerzerkrankungen angewendet werden.
  • Behandlung von Epilepsie: Neurofeedback kann zur Behandlung von Epilepsie eingesetzt werden, indem es die Gehirnaktivität reguliert und die Häufigkeit und Schwere von Anfällen reduziert.

Studien zur Neurofeedback Therapie

Die Neurofeedback Therapie gilt zwar als alternative Heilmethode, dennoch existieren immer mehr Studien, die ihre Wirksamkeit beweisen. Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler versuchen bereits seit mehreren Jahrzehnten den genauen Wirkmechanismus zu beschreiben und schulmedizinisch einzuordnen.

Besonders gut erforscht ist die Wirksamkeit des Neurofeedbacks bei Patienten mit Aufmerksamkeitsdefizit-Hyperaktivitätsstörung (ADHS). Dazu existieren verschiedene Studien und Dissertationen, wie zum Beispiel “Train your brain. Neurofeedback für Kinder mit einer Aufmerksamkeitsdefizit-/Hyperaktivitätsstörung (ADHS)” von Ulrike Leins. Die in 2004 erschienene Dissertation beschäftigt sich mit den veränderten Frequenzbändern der Hirnströme von ADHS-Kindern.

Die Messung der veränderten Hirnströme bei ADHS-Patienten gibt bereits Aufschluss darauf, dass ein Training mittels Neurofeedback Therapie positiven Einfluss nehmen könnte. Dies wurde in der Studie auch weitgehend bestätigt. Neurofeedback Therapien verschiedener Ausführungsformen konnten ähnliche Wirkung erzielen wie Elterntrainings oder verhaltenstherapeutische Techniken.

Neurofeedback Therapie bei ADHS

Generell gilt ADHS neben weiteren Krankheiten wie Burnout, Depressionen und Schlafstörungen als gut behandelbar durch eine Neurofeedback Therapie. Die Konzentrations- und Aufmerksamkeitsstörungen, die typisch für ADHS-Patienten sind, lassen sich mit den zugeschnittenen Übungen gut in den Griff kriegen. Patienten bekommen dabei ein Feedback über ihre Gehirnaktivität, welches sie sonst nicht erhalten.

Die Ergebnisse der Hirnstrommessung lassen sich einfach und spielerisch an einem Bildschirm darstellen. Der ADHS-Patient wird durch ein direktes Feedback seiner Gehirnaktivität motiviert. Einfache Bildschirmdarstellungen wie ein Balken, der sich von unten nach oben oder links nach rechts bewegt, werden genutzt um Patienten spielerisch zu therapieren.

Die Neurofeedback Therapie bei ADHS konzentriert sich auf zwei Besonderheiten der Messergebnisse bei Patienten. Die erste Besonderheit sind die langsameren Frequenzen der Erregungswellen bei Menschen mit ADHS. Diese deuten auf eine geringere Aufmerksamkeit hin.

Die zweite Besonderheit sind die verlangsamten Bereitschaftspotentiale. Wer an ADHS leidet, kann sein Gehirn schlechter in eine spontane Bereitschaft versetzen (z.B. an einer roten Ampel stehen bleiben.). Mit der Neurofeedback Therapie sollen diese neurologischen Einschränkungen deutlich verbessert werden.

Diese Krankheiten lassen sich ebenfalls durch die Therapie behandeln

Auch andere Leiden wie z. B. Depressionen können durch eine fachmännisch durchgeführte Neurofeedback Therapie behandelt werden. Ähnlich wie Patienten mit ADHS weisen Personen mit Depressionen ebenfalls eine Untererregung bestimmter Hirnareale auf. Mit der Neurofeedback Therapie lässt sich die verlangsamte Resonanz der Hirnströme therapieren.

Idealerweise wird das Neurofeedback dabei mit anderen alternativen Behandlungsmöglichkeiten wie Biofeedback und aktiver Regeneration ergänzt. Die Therapie kann allein oder unterstützend zur schulmedizinischen Behandlung (z. B. mit Antidepressiva) erfolgen. Die Frequenz der Hirnströme soll durch das Neurofeedback so weit verbessert werden, dass die Depression abklingt.

Personen, die an Burnout leiden können ebenfalls mit einer Neurofeedback Therapie behandelt werden. Die Hirnströme eines Burnout-Patienten ähneln nämlich denen eines Patienten mit beginnender Depression. Häufig tritt ein Burnout auch in Kombination mit einer verminderten Konzentrationsfähigkeit auf.

Das EEG eines Burnout-Patienten verrät viel über den Fortschritt der Krankheit. Daran kann abgelesen werden, ob erhöhter Stress oder eine beginnende Depression im Vordergrund steht. Die Neurofeedback Therapie kann im Anschluss auf die passenden Behandlungseffekte angepasst werden.

Bei einem Burnout kann zum Beispiel ein Neurofeedback Entspannungstraining vorgenommen werden. Dieses kann besonders gut Stresssymptome mildern. Manche Burnout-Patienten benötigen jedoch tiefergreifende und gezielte Übungen, die auf ihre Gehirnaktivität abgestimmt sind.

Wer führt eine Neurofeedback Therapie durch?

Eine Neurofeedback Therapie kann sowohl von Ärzten wie Neurologen oder Kinderärzten, als auch von Psychologen oder Heilpraktikern durchgeführt werden. Da diese Art der Behandlung nicht zur Grundausbildung gehört, ist eine weiterbildende Qualifikation nötig. Vor Terminvereinbarung sollten Patienten sich informieren, ob die behandelnde Praxis auf Neurofeedback spezialisiert ist.

Ob die Therapie von einem Arzt, Psychologen oder Heilpraktiker vorgenommen wird, macht für den Patienten zunächst keinen Unterschied. Daher sollte die Wahl der Praxis davon abhängig sein, welches Grundleiden der Patient mitbringt. Wer an Depressionen leidet, sollte eine Neurofeedback Therapie beispielsweise bei einem Psychologen durchführen lassen.

Gibt es Nebenwirkungen bei der Neurofeedback Therapie?

In der Regel hat die Neurofeedback-Therapie keine schwerwiegenden Nebenwirkungen. Es handelt sich um eine nicht-invasive, schmerzfreie und sichere Behandlungsmethode. Es kann jedoch in einigen Fällen zu vorübergehenden Nebenwirkungen kommen, die im Allgemeinen mild und selten sind:
  • Kopfschmerzen: Einige Patienten können während oder nach einer Sitzung Kopfschmerzen bekommen. Dies kann aufgrund einer erhöhten Gehirnaktivität oder Muskelverspannungen im Kopf- und Nackenbereich auftreten.
  • Müdigkeit: Einige Patienten können sich nach einer Sitzung müde oder erschöpft fühlen. Dies kann aufgrund der Konzentration und der Anstrengung, die erforderlich ist, um die Gehirnaktivität zu regulieren, auftreten.
  • Schwindel: In seltenen Fällen können Patienten Schwindelgefühle während oder nach einer Sitzung erleben. Dies kann aufgrund von Veränderungen im Blutdruck oder im Gleichgewichtsorgan im Ohr auftreten.
  • Lichtempfindlichkeit: Einige Patienten können während einer Sitzung Lichtempfindlichkeit entwickeln. Dies kann aufgrund der visuellen Reize auftreten, die während der Sitzung verwendet werden.

So steigert die Neurofeedback Therapie Leistungs- und Konzentrationsfähigkeit

Personen, die gesund und fit sind, aber ihre Leistung und Konzentration deutlich steigern möchten, sind beim Neurofeedback ebenfalls richtig. Die direkte Rückmeldung der Hirnströme kann hervorragend dafür genutzt werden, die Hirnleistung zu verbessern. Was bei ADHS-Patienten dazu dient, die normale Konzentrationsfähigkeit aufzubauen, kann bei gesunde Menschen die Leistungsfähigkeit des Gehirns erhöhen.

Mittels Hirnwellen einen Film oder ein Spiel zu steuern, kann als ideales Konzentrationstraining dienen. Im Alltag wird das Gehirn durch äußere Reize schnell abgelenkt. Mit dem Neurofeedback lernen Teilnehmer, sich auf die Kraft ihrer Gedanken zu fokussieren.

Schüler, Studenten und Arbeitnehmer, die kognitiv viel leisten müssen, können von einer Neurofeedback Therapie profitieren. Durch die Übungen verbessern sich Aufmerksamkeit und Konzentration merklich. Dies ist ideal für Personen, die im Alltag auf die volle Leistung ihres Gehirns angewiesen sind.

Fazit: Für wen eignet sich diese Therapieform

Die Neurofeedback Therapie ist extrem vielseitig und kann bei einer breiten Palette von gesundheitlichen und neurologischen Störungen helfen. Da diese Therapieform keinerlei Nebenwirkungen hat, gibt es auch keine Personengruppen, die davon ausgeschlossen sind. Insbesondere Patienten, die bereits seit langer Zeit in schulmedizinischer Behandlung sind, kann die Neurofeedback Therapie ergänzend oder alleinig helfen.

Menschen, die an ADHS, Lernstörungen, Depressionen, Burnout oder anderen psychischen oder neurologischen Erkrankungen leiden, kann das Neurofeedback erhebliche Linderung bringen. Die positiven Effekte sind bereits in mehreren Studien festgehalten worden. Gesunde Menschen können ebenfalls vom Neurofeedback profitieren und Konzentration und Gehirnleistung maßgeblich steigern.

Quellen