Löwenzahnextrakt: Eine Heilpflanze mit vielen gesundheitlichen Vorteilen

Zuletzt aktualisiert am 22. Februar 2023 von Dr. med. Andrea Weidemann

Im Frühling verwandeln sich viele Wiesen in ein strahlend gelbes Blütenmeer: Der Löwenzahn blüht. Sehr zum Ärger von so manchem Hobbygärtner, der die vor allem bei Kindern so beliebten “Pusteblumen” als Unkraut ansieht. Dabei stecken im Löwenzahn viele wertvolle Inhaltsstoffe, die einen positiven Effekt auf unsere Gesundheit und unser Wohlbefinden haben.

  • Löwenzahnextrakt wird aus den Wurzeln und Blättern der Löwenzahn-Pflanze gewonnen, die in Europa und Asien heimisch ist.
  • Es enthält eine Vielzahl von bioaktiven Verbindungen, einschließlich Flavonoiden, Phenolsäuren, Terpenen und Inulin.
  • Löwenzahnextrakt wird traditionell zur Unterstützung der Leber- und Verdauungsfunktion, zur Entgiftung und zur Behandlung von Entzündungen eingesetzt.
  • Es enthält eine hohe Konzentration an Antioxidantien, die helfen, Schäden durch freie Radikale zu verhindern und das Immunsystem zu stärken.
  • Löwenzahnextrakt kann auch bei der Senkung des Blutzuckerspiegels und der Kontrolle des Cholesterinspiegels im Blut helfen.
  • Es kann helfen, Schmerzen und Entzündungen in den Gelenken zu reduzieren und kann bei der Behandlung von Hautproblemen wie Akne, Ekzemen und Warzen nützlich sein.
  • Studien haben gezeigt, dass Löwenzahnextrakt antimikrobielle Eigenschaften besitzt und in der Lage ist, das Wachstum von Bakterien und Pilzen zu hemmen.
  • Es kann auch helfen, den Blutdruck zu senken und die Gesundheit des Herz-Kreislauf-Systems zu verbessern.
  • Löwenzahnextrakt wird in verschiedenen Formen angeboten, darunter Kapseln, Tabletten, Tinkturen und Tees.
  • Es ist empfehlenswert, mit einem Arzt zu sprechen, bevor Sie Löwenzahnextrakt einnehmen, insbesondere wenn Sie bereits Medikamente einnehmen oder an einer Erkrankung leiden.

Der Löwenzahn, die unterschätzte Heilpflanze

Der Gewöhnliche Löwenzahn (Taraxacum officinale) zählt zur Familie der Korbblütler und erreicht Wuchshöhen bis zu 30 Zentimetern. Die hierzulande weit verbreitete Pflanze ist ein wichtiger Nahrungsspender für Bienen.

Sie wächst auf Wiesen und in Gärten ebenso wie an Wegrändern, auf Brachflächen und sogar in Mauerritzen. Auf landwirtschaftlich genutzten Grünflächen, die stark mit Gülle gedüngt werden, ist sie in einer besonders großen Anzahl anzutreffen.

Ganz charakteristisch sind die sattgelben Blütenstände, die nach dem Verblühen die typischen “Schirmchen” mit den winzigen Samen bilden. Diese verbreiten sich durch den Wind und sorgen damit für die starke Verbreitung des Löwenzahns.

Löwenzahnextrakt und seine Inhaltsstoffe

Der Löwenzahn bildet frostharte, fleischige und ausgesprochen lange Pfahlwurzeln, die bis zu 100 Zentimeter, je nach Standort auch mehr als 200 Zentimeter messen. In diesen Wurzeln steckt ein hoher Gehalt an wertvollen Bitterstoffen und anderen Substanzen.

Erwähnenswert sind vor allem der vorherrschende Bitterstoff Taraxacin sowie Inulin, das sich aus Fructosebausteinen und Polysacchariden (Vielfachzucker) zusammensetzt.

Das Fructan Inulin ist chemisch betrachtet eine Verkettung aus verschiedenen Fruchtzucker-Molekülen. Der Löwenzahn lagert es vor allem im Herbst in größeren Mengen als Reservestoff ein, damit es später wieder dem pflanzlichen Stoffwechsel zugeführt werden kann.

Werden Löwenzahnwurzeln im Herbst geerntet, liegt der Anteil an Inulin bei beachtlichen 40 Prozent, bei der Ernte im Frühling dagegen nur bei rund zwei Prozent.

Das heißt aber nicht, dass eine Frühjahrs-Ernte keinen Sinn macht. Unmittelbar vor der Blüte steckt in den Wurzeln nämlich besonders viel Taraxacin. Der Bitterstoff hat ebenfalls zahlreiche positive Effekte.

Weitere Inhaltsstoffe:

  • Saponine
  • Triterpene (vor allem Taraxasterol)
  • das Phenolcarbonsäurederivat Taraxosid
  • Kieselsäure
  • Spurenelemente
  • Kalium
  • Vitamine
  • Antioxidantien

Die Anwendungsgebiete und Wirkungen von Löwenzahnextrakt
Amerikanische Ureinwohner und die alten Chinesen nutzen den Löwenzahn und insbesondere seine Wurzeln traditionell schon vor Jahrhunderten als Heilmittel bei Beschwerden des Magens und der Leber. Sie zerkauten die Wurzeln beispielsweise zur Schmerzlinderung. Im 16. Jahrhundert setzte sich die Pflanze dann auch in der europäischen Volksheilkunde durch.

Heute sind folgende Wirkungsweisen von Löwenzahnextrakt bekannt:

  • kann die Verdauung anregen und sie fördern
  • hat einen blutreinigenden Effekt
  • kann die Funktion von Blase und Nieren verbessern (harntreibend und entwässernd)
  • regt dank der enthaltenen Bitterstoffe den Gallenfluss an
  • trägt zur Stimulation des Stoffwechsels bei
  • ist als appetitanregend bekannt
  • kann den Magen beruhigen
  • trägt zur Kräftigung der Knochen bei
  • hilft bei der Regulierung von Blutdruck, Cholesterin- und Blutzuckerspiegel
  • kann unterstützend bei Krebs helfen
  • hat einen stärkenden Effekt auf das Immunsystem und bekämpft Bakterien
  • unterstützt die Gesunderhaltung unserer Haut

Die Wirkungsweise auf den Verdauungstrakt im Einzelnen

Der Inhaltsstoff Inulin kann von unserem Verdauungssystem nicht verwertet werden und zählt zu den Ballaststoffen. Er fungiert jedoch als Präbiotikum und trägt daher in unserem Darm zu einer intakten Mikroflora bei. (https://gut.bmj.com/content/66/11/1968) Die wiederum ist für unser gesamtes Wohlbefinden von sehr hoher Bedeutung.

Auch der Bitterstoff Taraxacin, der zu den Sesquiterpenlactonen zählt, hilft uns bei der Verdauung. So kann er beispielsweise Blähungen, Sodbrennen, Völlegefühle und Verstopfung lindern. Appetitlosigkeit geht durch das Taraxacin in der Regel effektiv zurück, das heißt, wir können das Essen wieder genießen.

Die Wirkung von Löwenzahnextrakt auf Leber, Blase und Nieren

Unsere Leber nimmt eine Vielzahl an Giftstoffen auf und sorgt nach der Umwandlung in ungiftige Stoffe für ihre Ausscheidung. Oft ist sie damit jedoch überfordert.

Löwenzahnextrakt besitzt antioxidative Eigenschaften und kann Zellschäden verhindern sowie oxidativen Stress bekämpfen. Dies trägt zur Regeneration der Leber bei und unterstützt sie gleichzeitig bei der Ausleitung von Schadstoffen.

Das Risiko für Leberschäden, die durch den Genuss von Alkohol entstehen, lässt sich laut einer Studie (https://pubmed.ncbi.nlm.nih.gov/20347918/) durch Löwenzahnextrakt reduzieren.

Noch interessanter ist folgendes Forschungsergebnis: Wissenschaftler (https://pubmed.ncbi.nlm.nih.gov/21234313/) stellten fest, dass der Extrakt die Leberwerte sogar bei einer bereits bestehenden Leberzirrhose verbessern kann.

Selbst vor radioaktiver Strahlung bietet Löwenzahnextrakt einen gewissen Schutz, wie eine Studie an Ratten (https://pubmed.ncbi.nlm.nih.gov/31254243/) ergab. Die Ratten, denen der Extrakt verabreicht wurde, wiesen demnach eine wesentlich geringere Schädigung des Gewebes nach als die Kontrollgruppe.

Durch das Taraxacin wird zudem auf sanfte Weise der Gallenfluss angeregt. Dadurch kommt es zu einer Verbesserung des Fettstoffwechsels, was wiederum der Bildung von Gallensteinen entgegenwirkt.

Außerdem hat Löwenzahnextrakt von Natur aus einen harntreibenden Effekt. Er regt somit zu häufigerem Wasserlassen an, was zur Gesunderhaltung von Blase und Nieren beiträgt.

Löwenzahnextrakt und seine Wirkung auf die Knochen

In Löwenzahnextrakt steckt wertvolles Vitamin K. Das fettlösliche Vitamin hat einen großen Einfluss auf unseren Knochenstoffwechsel und beeinflusst darüber hinaus unsere Blutgerinnung.

Ein Mangel kann zu einer erhöhten Blutungsneigung und einer höheren Wahrscheinlichkeit für Knochenbrüche führen. Darum ist auf eine regelmäßige und ausreichende Zufuhr zu achten. Die Anwendung von Löwenzahnextrakt kann zu einer optimalen Versorgung beitragen.

Darüber hinaus ist in Löwenzahnextrakt auch Kalzium enthalten: bis zu 4,5 Prozent. Kalzium ist für die Gesunderhaltung von Knochen und Zähnen ebenfalls enorm wichtig. Der Mineralstoff beeinflusst vor allem die Knochendichte.

Der Einfluss von Löwenzahnextrakt auf Blutdruck, Cholesterin- und Blutzuckerspiegel

Löwenzahnextrakt hilft in Verbindung mit einer gesunden Ernährung dabei, den Cholesterinspiegel zu senken. Dafür liegt auch bereits eine entsprechende Studie vor. (https://www.ncbi.nlm.nih.gov/pmc/articles/PMC2820990/)

Außerdem deuten weitere Forschungsergebnisse darauf hin, dass der Extrakt auch Bluthochdruck senken und sogar den Blutzuckerspiegel normalisieren kann.

Löwenzahnextrakt und Krebs

Der Wurzelextrakt der Pflanze kann bei einigen Krebsarten vorbeugend und zur Unterstützung der Therapie eingesetzt werden. Dies zeigten bereits mehrere Studien. (https://pubmed.ncbi.nlm.nih.gov/31391857/)

Zu diesen Krebsarten gehören:

  • Prostatakrebs
  • Brustkrebs
  • Bauchspeicheldrüsenkrebs
  • Leukämie
  • Speiseröhrenkrebs
  • Leberkrebs

Forschungen (https://www.ncbi.nlm.nih.gov/pmc/articles/PMC5341965/) ergaben außerdem, dass Löwenzahnextrakt Darmkrebszellen abtöten kann. Der gleiche Effekt konnte in einer kanadischen Studie (https://pubmed.ncbi.nlm.nih.gov/21234313/) bei Hautkrebs festgestellt werden.

Löwenzahnextrakt für ein stärkeres Immunsystem und weniger bakterielle Infektionen

Löwenzahnextrakt wirkt antiviral und antimikrobiell. Erreger und Bakterien, die uns normalerweise krank machen würden, können sich durch den Extrakt dann nicht mehr so leicht ausbreiten.

Auch dazu gibt es bereits eine Studie. (https://pubmed.ncbi.nlm.nih.gov/25644491/#affiliation-1) Sie bezieht sich in erster Linie auf Staphylokokken-Infektionen. Dazu gehören unter anderem Hautinfektionen, aber auch Pneumonie (Lungenentzündung) und Endokarditis (Entzündung der Herzinnenhaut).

Dementsprechend gehen Forscher davon aus, dass Löwenzahnextrakt unser Immunsystem im Kampf gegen bakterielle Infektionen sanft und auf natürliche Weise unterstützen kann.

Löwenzahnextrakt für eine schöne Haut

Unsere Haut ist jeden Tag schädlichen Einflüssen ausgesetzt.

Dazu gehören

  • UV-Strahlung
  • Umweltverschmutzung
  • eine ungesunde Ernährung
  • Tabakkonsum
  • Stress und zu wenig Schlaf

All diese Faktoren führen zu einer vorzeitigen Hautalterung. Dies macht sich durch Fältchen und Linien, aber auch durch einen Rückgang an Elastizität sowie einen fahlen Teint bemerkbar. Als schädlichster Faktor wird die UV-Strahlung angesehen.

Doch auch hier kann Löwenzahnextrakt eingreifen. Eine Studie (https://www.ncbi.nlm.nih.gov/pmc/articles/PMC4630464/) aus dem Jahr 2015 wies nach, dass der Extrakt nicht nur vor einer vorzeitigen Zellalterung, sondern auch vor Schäden durch UVB-Strahlung schützen kann.

Dank der bereits erwähnten antimikrobiellen Eigenschaften trägt er sogar dazu bei, bakterielle Hautinfektionen zu verhindern.

Nebenwirkungen von Löwenzahnextrakt

Grundsätzlich gilt Löwenzahnextrakt als sicher und gut verträglich.

Die enthaltenen Bitterstoffe können jedoch in seltenen Fällen Magenbeschwerden auslösen. Dies ist auf eine Übersäuerung zurückzuführen.

Gegenanzeigen

Da Löwenzahnextrakt den Gallenfluss anregt, darf er nicht angewendet werden, wenn der Abfluss der Gallenflüssigkeit gestört ist.

Dies trifft insbesondere bei folgenden Indikationen zu:

  • Gallensteine
  • Darmverschluss
  • Entzündungen der Gallenwege
  • Verschluss der Gallenwege
  • Gallenblasenempyem

Wer an einer Leberfunktionsstörung, einer Nierenerkrankung oder an Diabetes leidet, sollte vor der Anwendung von Löwenzahnextrakt Rücksprache mit dem behandelnden Arzt halten.

Menschen, die auf Korbblütler wie Löwenzahn, Kamille, Arnika oder Ringelblume allergisch reagieren, sollten auf den Extrakt verzichten, da allergische Reaktionen dann nicht ausgeschlossen sind.

Wechselwirkungen

Tierversuche haben ergeben, dass wässriger Löwenzahnextrakt im Blut den Spiegel des Antibiotikums Ciprofloxacin reduzieren kann.

Außerdem kann es unter Umständen zu einer unerwünschten Interaktion von Löwenzahnextrakt mit folgenden Medikamenten kommen:

  • Blutverdünner
  • Präparate gegen Diabetes
  • Diuretika zur Entwässerung
  • Antazida zur Neutralisierung von Magensäure

Weitere Hinweise auf Wechselwirkungen gibt es bislang nicht.

Bei Nahrungsergänzungsmitteln mit Löwenzahnextrakt ist jedoch grundsätzlich zu beachten, dass die vom Hersteller empfohlene tägliche Dosis nicht überschritten wird.