Licht ins Dunkel bringen – mit Lichttherapie gegen Depression

Zuletzt aktualisiert am 21. Januar 2023 von Martin Hirsch

Wenn du unter Depression leidest, brauchst Du alles Helle in Deinem Leben. Eine Lichttherapie versorgt Dich gezielt mit diesem aufhellenden Effekt. Die Behandlung mit Licht umfasst jedoch mehr als vereinzelt wohltuende Spaziergänge im Freien: Mit der täglichen Zufuhr hoher Lichtstärke lassen sich saisonal bedingte Depressionen gut behandeln. Aber auch wenn Dein Leiden nicht auf die dunkle Jahreszeit zurückzuführen ist, kann Dir die Lichttherapie helfen. Neueste Studien belegen die Wirksamkeit auch bei nicht saisonalen Depressionen. Hier erfährst Du alles über die Kraft des Lichtes und wie Du Dir die einfache, aber wirksame Behandlung direkt in die eigenen vier Wände holen kannst.

Wie viel Licht bekommst Du?

Wir Menschen brauchen mehr als Luft und Liebe zum Leben. Unter anderem brauchen wir Licht. Schon in der Antike hat Claudius Galenus (129 bis 200 n. Chr.) als erster Arzt den förderlichen Einfluss des Lichtes auf die körperliche und seelische Gesundheit erkannt. Seine zu depressiven Verstimmungen neigenden Patienten schickte er während der dunklen Jahreszeit in südliche Regionen, weil dort die Sonne länger schien. Damit war er der erste Mediziner, der eine Reihe entscheidender Erkenntnisse anstieß. Noch heute, mehr als 2000 Jahre später, befassen sich immer neue Studien mit der Wichtigkeit des Lichtes.

Wissenschaftler haben mittlerweile unumstößlich bewiesen, dass hohe Lichtzufuhr gegen Winterdepression (auch saisonal-abhängige Depression kurz “SAD” genannt) hilft. Aber auch nicht saisonal bedingte Depressionen profitieren von dieser stimmungsaufhellenden Wirkung.
Licht ist also so etwas wie ein wichtiges Grundnahrungsmittel und kann darüber hinaus noch die Funktion eines wirksamen Heilstoffes einnehmen. Grund genug einmal zu überlegen, wie viel Helligkeit Du täglich abbekommst. Experten gehen davon aus, dass für einen therapeutischen Einfluss auf depressive Erkrankungen Licht von mindestens 2500 Lux benötigt wird.

Wenn Du Dich für Lichttherapie zur Behandlung von Depressionen interessiert, ist es hilfreich, den Begriff “Lux” etwas genauer kennen und einschätzen zu lernen. Denn er bezeichnet die Standardeinheit der Lichtstärke. Um Dich nicht mit komplizierten physikalischen Hintergründen zu deprimieren, hier eine praktische Übersicht über das Licht in unserem täglichen Leben:

  • 1 Lux entspricht hellem Mondlicht
  • 10-15 Lux entsprechen hellem Kerzenlicht
  • 100 Lux entsprechen normaler Wohnzimmerbeleuchtung
  • 300-500 Lux entsprechen gut ausgeleuchteten Büroräumen
  • 1000 Lux entsprechen dem Sonnenlicht kurz vor Sonnenuntergang
  • 5000 Lux entsprechen dem Tageslicht bei starker Bewölkung
  • 10.000 Lux entsprechen einem Tag bei klarem Himmel
Strahlende Sonne erreicht sogar Werte von 20.000 bis 100.000 Lux. Damit hast Du eine Vorstellung, von welcher Helligkeit wir im Folgenden reden.

Was Licht für den Körper so besonders macht

Wusstest Du, dass unser Körper in nahezu all seinen Funktionen vom Licht abhängig ist? Fast jeder körperliche Ablauf unterliegt einem 24-Stunden-Rhythmus, sei es Essen, Schlafen oder die Libido. Dieser Rhythmus wird durch die “innere Uhr” gesteuert, die Fachleute auch biologische oder circadiane Uhr nennen. Und diese spezielle Uhr wiederum wird direkt im Gehirn reguliert, genauer gesagt im Hypothalamus. Dieses wichtige Kontrollzentrum erhält durch äußere Signale Informationen darüber, ob es an der Zeit ist müde zu werden, Hunger oder andere Bedürfnisse zu haben. Nach allem wird es Dich wahrscheinlich nicht wundern, dass eines der mächtigsten Signale auf die innere Uhr das Licht ist. Es weist dem Kontrollzentrum an, wichtige Botenstoffe zu aktivieren – oder genau das zu unterlassen. Zu diesen gehört auch das Schlafhormon Melatonin, dem eine Depressionen fördernde Wirkung zugeschrieben wird.

Über Augen und Ohren direkt ins Gehirn

Forscher haben festgestellt, wenn unsere Augen zur richtigen Tageszeit Licht empfangen, kann die biologische Uhr dadurch positiv beeinflusst werden. Darauf basiert die Lichttherapie. Das Licht wird über die Netzhaut der Augen aufgenommen, gelangt dann über besondere Nervenverbindungen in den Hypothalamus, also das Kontrollzentrum der inneren Uhr. Allerdings sind die Augen nicht die Alleinverantwortlichen für das Empfangen des Lichtes. Als in der 1980er erstmals die Lichtwirkung auf Winterdepressionen entdeckt wurde, lief die Studie wie folgt ab: Die Testpersonen bekamen Licht durch die Ohren direkt ins Gehirn geleitet. Daraufhin stieg die neurale Funktion deutlich an, das heißt, die lichtempfindlichen Areale wiesen vermehrte Aktivität auf. Wissenschaftlern zufolge sind dafür die in diesen Hirnregionen ansässigen OPN4-Proteine verantwortlich. Zusammengefasst lässt sich sagen, dass diese Erkenntnisse die Lichttherapie als wirksame Methode gegen jahreszeitbedingte Depression bestätigen. Aufgrund dieser wichtigen Erfolge wird der Einfluss der Lichtes auf die Gehirnaktivität immer weiter erforscht.

Kraftvolle Wirkung bei mehr als Winterdepression

Wenn fehlende Helligkeit die Ursache der Depression ist, leuchtet es schnell ein, dass sich die Störung mithilfe von Licht beheben lässt. Die saisonal-bedingte Depression beginnt mit Anbruch der dunklen Jahreszeit und bessert sich zum Frühling hin. In der Zwischenzeit kann tägliche Lichttherapie für eine deutlich aufgehellte Stimmung sorgen. Seit Jahrzehnten sind sich die Forschungsergebnisse einig über diesen Effekt und Ärzte raten bei Winterdepression entsprechend gerne zu einer Form der Lichtdusche. Verhältnismäßig neu ist allerdings die folgende Erkenntnis: Du profitierst auch von der Lichttherapie, wenn Deine Depression nicht durch mangelndes Licht im Herbst und Winter hervorgerufen wurde.

Tatsächlich haben kanadische Psychiater an der Universität Vancouver die Wirkung in einer wissenschaftlichen Studie überprüft. Die im Jahr 2016 veröffentlichten Ergebnisse stellen die Lichttherapie als wirksame und gut verträgliche Behandlung von nicht-saisonalen Depressionen heraus. Dabei kann das Licht entweder als alleinige Maßnahme oder in Kombination mit einem Antidepressivum Erfolg bringen. Hier entscheidet der Schweregrad der Erkrankung sowie die Meinung des behandelnden Arztes. Interessant ist jedoch, dass der Effekt sogar der Standardbehandlung, bei der ausschließlich Medikamente zum Einsatz kommen, überlegen war. Wie die Veröffentlichung in JAMA Psychiatry berichtet, brachte die Medikamentenbehandlung allein nicht mehr als ein Placebo, also als ein Mittel ohne Arzneistoff.

Bei konsequenter Anwendung wirkt die Lichttherapie als kraftvolles Antidepressivum. Denn sie stellt die angemessene Ausschüttung von Melatonin wieder her. Damit sorgt das Licht dafür, dass sich der Rhythmus der Hormonausschüttung normalisieren kann. Dieser Zusammenhang erzielte bei SAD in Studien Erfolge von 60 bis 90 Prozent, aber auch wer unter anderweitig bedingten Depressionen leidet, hat häufig einen gestörten circandianen Rhythmus. Kurz gesagt kann sich die Lichttherapie bei starken Depressionen als ebenso wirkungsvoll erweisen wie Medikamente – nur weitaus kostengünstiger und mit vergleichsweise kaum ernsthaften Nebenwirkungen.

 

So funktioniert die Lichttherapie

Zunächst gilt es, die für Depressionen zuständige Lichttherapie abzugrenzen von der bekannten Behandlung von Hauterkrankungen. Jene Phototherapie gegen Neurodermitis, Schuppenflechte oder sonstige Ekzeme verwendet eine andere Art von Licht. Dabei handelt es sich um Lampen, die ultraviolette Strahlung aussenden. Deshalb wird diese Form der Lichtdusche auch ausschließlich in den Arztpraxen durchgeführt. Für die Behandlung von Depressionen mit Licht filtern die entsprechenden Geräte die UV-Strahlen jedoch heraus. Auf diese Weise ist keine Gefährdung für Haut oder Augen zu befürchten. Die unkomplizierte Anwendung sorgt dafür, dass Du die Lichttherapie mit einer passenden Lampe ganz einfach zu Hause durchführen kannst.

Dabei setzt Du Dich einfach vor den Lichtapparat. Hierfür wird mittlerweile hauptsächlich auf Tageslichtlampen zurückgegriffen. Deren gewöhnliche Lichtstärke liegt zwischen 2500 und 10.000 Lux und entspricht damit einem schönen hellen Frühlingstag. Die antidepressive Wirkung einer solchen Lichtdusche wird wie bei natürlichem Licht im Freien auch über das Auge aufgenommen. Dafür musst Du jedoch nicht ununterbrochen in die grelle Helligkeit starren – sollst Du auch gar nicht. Vielmehr gilt es, die Leuchte richtig zu positionieren und eine gewisse Zeit lang davor zu verweilen.

Forscher sind sich noch nicht zu hundert Prozent über den genauen Ablauf sicher. Da das Schlafhormon Melatonin jedoch unbedingt mit der Wirkung der Lichttherapie in Zusammenhang gebracht wird, liegt die Anwendung gleich zu Tagesbeginn nahe. So vermuten die Experten, dass die Lichttherapie direkt nach dem Aufwachen früh morgens die übermäßige Ausschüttung des Schlafhormons stoppt. Dadurch bekommt Deine Stimmung die Möglichkeit, sich aufzuhellen. Schließlich wird die helle Zeit des Tages einfach verlängert, was sich grundsätzlich positiv auf das Befinden auswirkt.

Eine zweite Erklärung für die aufsehenerregenden Erfolge der Lichttherapie geht von dem sogenannten Wohlfühlhormon Serotonin aus. Diesem Ansatz zufolge steigert die Lichttherapie die Konzentration der Botenstoffe im Gehirn. Dazu gehört auch das Serotonin, das wegen seines stimmungsaufhellenden Effektes als Glückshormon bekannt ist.

 

Vorteile der Lichttherapie auf einen Blick

  • Die Lichttherapie gilt als sicher und bringt kaum Nebenwirkungen mit sich.
  • Bei bereits bestehender Behandlung mit Medikamenten kann sie deren Effekt unterstützen.
  • Sie kann dabei helfen, die Dosis an Antidepressiva zu reduzieren oder – nach ärztlichem Dafürhalten – ganz abzusetzen.
  • Dank einmaliger Anschaffung einer Tageslichtlampe ist die Lichttherapie vergleichsweise kostengünstig.
  • Die Anwendung zu Hause ist bequem und unkompliziert und hilft dabei, den regelmäßigen Einsatz der Lichtdusche auch wirklich einzuhalten.

Wenn eine Depression bei Dir festgestellt wurde, solltest Du natürlich zunächst mit Deinem Arzt abklären, ob er die Lichttherapie in Deiner persönlichen Problematik für sinnvoll hält. Solltest Du hingegen eine depressive Störung bei Dir vermuten ohne klare Diagnose, ist es trotzdem ratsam, erst einmal mit einem Arzt zu sprechen, bevor Du Dich ins Licht begibst. Das liegt in erster Linie an der Wechselwirkung mit anderen Medikamenten und Krankheitsbildern, die wir im Anschluss genauer betrachten.

 

Achtung bei Bipolarer Störung

Falls Du bei Dir Anzeichen einer bipolaren Störung beobachtest oder wenn bereits eine solche bei dir diagnostiziert wurde, ist die Lichttherapie eventuell nicht das Richtige für Dich. In diesem Fall könnte Dunkelheit wichtiger sein als Licht. Das Licht einfach zu steigern, ist genau deshalb kritisch, weil es wie ein Antidepressivum wirkt. Wie alle Antidepressiva kann es also manische Zustände hervorrufen, wenn Dein Krankheitsbild diese einschließt. Das bedeutet jedoch nicht, dass Du auf die Vorzüge der Lichttherapie verzichten musst. Vielmehr heißt es, dass Du besonders gut auf Dich achtgeben und zusammen mit Deinem Arzt die passende Anwendung und Dosierung herausfinden solltest.

Grundsätzlich ist es beim geringsten Zweifel, ob ein gewisser Grad von Bipolarität vorliegen könnte, immer gut, langsam anzufangen. Starte mit einem Bruchteil der empfohlenen Dauer und Lichtstärke und schau, wie Du es verträgst. Du solltest davon keine Schlafstörungen oder sonstige Auffälligkeiten bekommen. Dann könntest Du die Intensität langsam seigern. Auch kann es für Dich besser funktionieren, die Lichttherapie vom Tagesbeginn eher in die Tagesmitte zu verlegen. Neuere Studien [https://www.ncbi.nlm.nih.gov/pubmed/22424890] zum Thema Lichttherapie bei Bipolarer Störung kommen zu dem Schluss, dass die Methode bei diesem Krankheitsbild nicht zuverlässig ist. Was aber funktioniert, ist der Einsatz gegen jahreszeitbedingte Stimmungsschwankungen, unter denen Bipolare häufig auch leiden.

 

Kaum Nebenwirkungen – Lichtbehandlung allgemein gut verträglich

Falls Du mit der langen Liste möglicher Nebenwirkungen von klassischen Medikamenten gegen Depression vertraut bist, wirst Du über die geringen Risiken der Lichttherapie erstaunt sein. Laut Ärzten gilt eine solche Behandlung mit hochdosiertem Licht allgemein als gut verträglich. Seltene Nebeneffekte können sein:

  • Kopfschmerzen
  • Übelkeit
  • Nervosität
  • brennende, gerötete oder trockene Augen
  • trockene Schleimhäute
  • Hautrötungen

All diese eventuellen Auswirkungen kannst Du recht einfach in den Griff bekommen. Reduziere dafür einfach die Behandlungszeit. Positioniere Dich zusätzlich etwas weiter entfernt von der Lichtbox und lege gegebenenfalls immer wieder kurze Pausen ein, in denen Du Dich einen Moment aus dem Licht zurückziehst. Auch eine Veränderung der Tageszeit, zu der Du Deine Lichtdusche durchführst, kann hilfreich sein. Wichtig ist jedoch, nicht zu spät am Abend vor dem Gerät zu sitzen, da ansonsten mit Einschlafschwierigkeiten zu rechnen ist. Mindestens vier bis fünf Stunden vor dem Zubettgehen solltest Du Dein Lichttherapiegerät in jedem Fall abschalten.

Neben der bereits besprochenen bipolaren Störung gibt es noch einige weitere Vorerkrankungen, bei denen die Lichttherapie mit besonderer Vorsicht zu genießen ist: Dazu zählen alle Symptomatiken des Auges und insbesondere der Netzhaut wie etwa grüner Star. Aber auch Erkrankungen des rheumatischen Formenkreises, vor allem Lupus Erythematodes (SLE), erfordern eine Absprache mit dem zuständigen Arzt. Das Gleiche gilt für manche Hautkrankheiten.

Zusätzlich musst Du bedenken, dass einige Medikamente die Haut lichtempfindlicher machen, allen voran Antibiotika, Psychopharmaka, vereinzelte starke Schmerzmittel sowie Johanniskraut. Du weißt, was nun folgt: Kläre lieber erst alles in Ruhe mit Deinem Arzt. Nur so kannst du unbesorgt in Deine Lichtzeit starten.

 

Optimale Anwendung Deines Lichttherapie-Lampe

Den größten Nutzen ziehst Du aus der Behandlung, wenn drei Punkte möglichst optimal ablaufen, und zwar die Intensität, die Dauer und das richtige Timing. Experten wie etwa die renommierte US-amerikanische Mayo Clinic geben grundlegende Richtwerte.

Intensität: Optimal ist ein Gerät von 10.000 Lux. Um so viel Licht wie möglich und förderlich abzubekommen, solltest Du die Lampe im Abstand von 40 bis 60 cm zu Deinem Gesicht aufstellen.

Dauer: Um wirkliche Erfolge zu erzielen, musst du konsequent sein und auf eine tägliche Lichtdusche Wert legen. Bei 10.000 Lux ist eine Behandlungszeit von 20 bis 30 Minuten jeden Tag angemessen. Besitzt Du hingegen ein Gerät mit geringerer Lichtstärke, etwa 2500 Lux, solltest du entsprechend längere Zeit einplanen.

Zeitpunkt: Grundsätzliche Empfehlungen zielen auf die Winterdepression ab und bevorzugen deshalb den Morgen als optimale Behandlungszeit. Wie schon erklärt, kann für Dich persönlich aber auch ein anderer Moment am Tag viel besser funktionieren. Hier musst Du zusammen mit ärztlichen Empfehlungen ein bisschen herumprobieren, um Dein individuelles Ideal zu finden. Versuche jedoch, immer in etwa dieselbe Tageszeit einzuhalten.

 

Für die richtige Haltung sorgen

Stelle Dein Lampe etwas oberhalb Deiner Augen auf. Das ist entscheidend, denn nur so fällt das Licht im richtigen Winkel auf die Netzhaut. Was zunächst seltsam klingen mag, macht aufgrund unserer Anatomie Sinn. Warum sollte das Auge Lichtrezeptoren besitzen, die von unten oder geradlinig einfallendes Licht aufnehmen, wenn der Himmel und damit die Sonne naturgemäß nun einmal oberhalb des Kopfes liegen? Merke Dir einfach diesen natürlichen Ansatz, wenn Du bei der richtigen Position der Tageslichtlampe in Zweifel gerätst. Beispiel: Wenn Du die Lichtdusche am Schreibtisch durchführen möchtest, dann platziere die Lampe nicht einfach direkt neben dir auf dem Tisch. Stelle sie auf eine Erhöhung, sodass das Licht etwas über Deiner natürlichen Blicklinie liegt.

Ist die richtige Haltung einmal gefunden, setzt sich die anschließende Behandlungszeit denkbar simpel fort. Du sitzt einfach da und genießt das Licht. Dabei kannst du möglichst schönen Gedanken nachhängen oder meditieren. Du kannst auch lesen, schreiben oder am Computer arbeiten. Solange das Licht indirekt – also ohne dass du direkt in die Lampe schaust – in Deine Augen gelangt und Dein Kopf im richtigen Abstand davon bleibt, darfst du dabei tun, was du möchtest. Je nach Gerät kann es empfehlenswert sein, einmal pro Minute für wenige Sekunden direkt in die Lichtquelle zu schauen. Denn ein solch intensiver Lichtreiz verstärkt die Wirkung. Meistens findest Du genaue Anweisungen dazu in der Bedienungsanleitung.

 

Tipps und ergänzende Maßnahmen rund um die Lichttherapie

Das intensive Licht regt den gesamten Stoffwechsel Deines Körpers an. Deshalb kannst Du die Behandlung und insgesamt Dein Wohlbefinden unterstützen, indem Du während des Aufenthalts vor der Lampe beziehungsweise direkt danach etwa einen Liter Wasser oder Tee trinkst.

So praktisch die Lichtdusche auch sein mag, sie ist kein Ersatz für regelmäßige Aufenthalte im Freien. Versuche dennoch, mehrmals pro Woche spazieren zu gehen. Schließlich wirken auch Bewegung, frische Luft und neue Eindrücke stimmungsaufhellend – ganz zu schweigen von der größten aller Lichtquellen, dem natürlichen Tageslicht.

Darüber hinaus ist vor allem wichtig, dass Du dranbleibst. Ziehe Deine Lichttherapie mindestens vier Wochen lang durch. Selbst wenn Dir das zu Beginn schwer fällt, wird es täglich leichter, weil Dir die Lichtwirkung dabei hilft.

 

Solarium ist keine Alternative

Einige Stimmen schreiben eine ähnliche Wirkung wie jene der Lichttherapie auch der Sonnenbank zu. Mit dem attraktiven Nebeneffekt gebräunter Haut mag diese Option verlockend klingen. Das ist allerdings falsch. Nicht nur, dass die im Solarium freigesetzten UV-Strahlen der Haut schaden und zu Hautkrebs führen können. Sie haben nicht die gleiche Wirkung wie ein Lichttherapiegerät. Zur Erinnerung: Der Weg des Lichtes gegen Depression führt über die Augen. Diese sind im Solarium zum Schutz meist geschlossen und abgedeckt.

 

Licht nach Hause holen

Die Krankenkassen übernehmen die Kosten für eine Tageslichtlampe gemeinhin nicht. Da Du das fragliche Gerät jedoch ein einziges Mal anschaffst und dann über Jahre immer wieder benutzen kannst, bleibt der finanzielle Aufwand dennoch gering. Selbst wenn die Depression einmal überwunden ist, tut die Lichtdusche in der dunklen Jahreszeit, bei Müdigkeit, Jet Lag oder sonstigen Tiefs einfach gut.

 

Lichtwecker als sanfter Einstieg

Wer sich in Sachen Lichttherapie noch unsicher ist, kann mit einem hochwertigen Lichtwecker starten. Hier liegt der Kostenpunkt deutlich niedriger und es bestehen keinerlei Nebenwirkungen oder Risiken bei Bipolarität. Es ist einfach ein besonderer Wecker. Besser, du fängst mit diesem kleinen Schritt an, als zweifelnd abzuwarten und gar nichts zu tun.

Der Lichtwecker simuliert den Sonnenaufgang. Anstatt Dich mit einem nervigen Klingelton gleich gestresst in den Tag zu holen, kitzelt er Dich sozusagen sanft mit seinem schrittweise heller werdenden Licht wach. Um Dich herum wird es bereits heller und Deine Netzhaut sieht das Licht, während Du noch schläfst. Wo liegt der antidepressive Ansatz dahinter? Neben dem grundsätzlichen positiven Start in den Tag überzeugt ein Lichtwecker dein Gehirn davon, dass noch Frühling ist. Studien ergeben, dass ein Sonnaufgangs-Simulator zwar nicht so effektiv wirkt wie ein Lichttherapiegerät, aber bessere Ergebnisse gegen Depression erzielt als ein Placebo. Außerdem regt die Methode die morgendliche Denkfähigkeit an.

 

Die richtige Tageslichtlampe kaufen

Mittlerweile gibt es eine große Auswahl an Tageslichtlampen verschiedenster Preisklassen. Ein solides Modell sollte eine möglichst große Oberfläche bieten. So bist Du nicht gezwungen, völlig still davor zu sitzen und bekommst dennoch gleichbleibende Lichtmengen ab. Mindestens 10.000 Lux sollte das Gerät erreichen. Geringere Werte sind nur bei gesundheitlichen Risiken oder besonderer Empfindlichkeit sinnvoll. Die Bezeichnungen im Handel variieren. Tageslicht- oder Daylight-Lampe ist ebenso gebräuchlich wie Lichtbox oder Lichtdusche. Sogenannte Vollspektrumlampen enthalten das volle Spektrum des Sonnenlichtes. Ihre Preisklasse liegt gemeinhin deutlich über jener der gängigen Geräte mit reinweißem Spektrum. Eine solche Investition lohnt sich bei Personen mit Sehproblemen oder für sonstige gesundheitliche Anliegen. Für Deine Lichttherapie gegen Depression ist ein Vollspektrum jedoch nicht zwingend erforderlich. In jedem Fall sollte die Lampe schädliche ultraviolette Strahlen zuverlässig ausfiltern.

 

Zusammengefasst: Ein Lichtblick bei Depressionen

Wissenschaftliche Erkenntnisse belegen, dass die Lichttherapie sowohl bei SAD als auch bei nicht-saisonaler Depression helfen kann. Je nach Schweregrad Deiner Problematik wird Dich das Licht allein vielleicht nicht sofort heilen. Symptome zu lindern, Dir mehr Energie zu geben und ein rundum besseres Lebensgefühl zu erzielen, ist die Lichttherapie jedoch in der Lage. Unter Umständen kannst Du damit sogar auf eine medikamentöse Behandlung verzichten oder die Dosis senken. Da Licht einen entscheidenden Einfluss auf alle körperlichen Abläufe hat, solltest Du die Therapie zusammen mit Deinem Arzt einleiten. Das gilt insbesondere, wenn Du zu manischen Zuständen neigst. Darüber hinaus ist die Behandlung denkbar einfach: Du kaufst Dir eine Tageslichtlampe. Günstige Geräte gibt es mittlerweile schon für unter 50 Euro. Nach wenigen Tagen mit jeweils 20 bis 30 Minuten Lichtdusche kannst Du bereits Verbesserungen spüren. Halte mindestens zwei bis vier Wochen durch und freue dich darüber, wie Dein Leben immer heller wird.